Hattingen. Der Kinderschutzbund vermisst seit der Pleite des Jugendferienwerks einen verlässlichen Partner.
Kinder und Jugendliche aus Familien mit Problemen, die Urlaub am dringendsten nötig haben, müssen auch in Zukunft mit einem verlässlichen Partner Ferien machen können. Weil es den vor Ort nicht mehr gibt, schlägt der Kinderschutzbund Alarm und bittet die Politik um Unterstützung.
Die Ferienfreizeiten „dürfen nicht ersatzlos wegfallen“, schreibt Andreas Gehrke in einem Offenen Brief an Jugendhilfeausschuss-Vorsitzende Sabine Radtke. Der Vorsitzende des Kinderschutzbundes möchte das Thema auf der Tagesordnung sehen.
Dort steht es schon. Am morgigen Donnerstag. Dann wird der Jugendhilfeausschuss zur Kenntnis nehmen, dass die Stadt seit Jahren keine Ferienreisen mehr durchführt. Die Kooperation im Anschluss sei bis 2010 „äußerst erfolgreich“ gewesen, bis das Jugendferienwerk des Landessportbunds im Frühjahr 2011 pleite war und Familien an andere Träger wie CVJM, Jugendrotkreuz oder AWO verwiesen wurden.
Von der Arbeiterwohlfahrt bis zum Turn- und Sportverein peilen sie verschiedene Reiseziele an. Seit einem halben Jahrhundert steht beim CVJM der Brahmsee für Kinder auf dem Programm. Wer dort rausgewachsen ist, so Matthias Kriese, kann seit zehn Jahren parallel Jugendfreizeit machen. Für Frankreich in den Sommerferien beispielsweise gibt es noch freie Plätze.
Hier hat ein Generationenwechsel stattgefunden. Ganze Gruppen haben sich zusammen angemeldet – und bleiben jetzt weg. So dass im Moment dort „noch Luft“ ist. Wegen des Preises, so Kriese, gibt es immer wieder Nachfragen. „Dann verweisen wir an den Härtefonds der Stadt.“ Der CVJM sei offen für alle. Dass es einen Schub gegeben hat, seit Fahrten mit dem Jugendferienwerk weggebrochen sind, hat Kriese nicht festgestellt.
Auch Lebensretter und Pfadfinder sind unterwegs, Tauchclub, Evangelische Jugend, Feuerwehr, katholische Gemeinde, Schwimmabteilung und Sportfreunde. 40 Vereine und Verbände nahmen 953 Kinder und Jugendliche im Vorjahr auf diverse Reisen mit. Pauschalzuschüsse an Vereine und Verbände (24 000 Euro) wurden bis auf 820 Euro ausgeschöpft, von 20 000 Euro im Härtefonds wurden aber nur 6771 Euro ausgegeben.
„Ferienreisen für Kinder und Jugendliche tragen dazu bei, Hattingen zu einer familienfreundlichen Stadt weiterzuentwickeln“, bestätigt das Strategiekonzept 2020. Dem Kinderschutzbund fehlt die gute Kooperation mit dem Jugendferienwerk. Er hat in 30 Jahren mehrere hundert Kinder in die Ferien geschickt. Gehrke erwartet nicht, dass Hattingen selbst Freizeiten organisiert. Doch Qualitätskontrolle sei bei externen Anbietern nicht gegeben. Er unterstützt Kinder aus Familien mit Erziehungsproblemen beim Reisen, mit kranken oder behinderten Eltern oder Kindern, arbeitslosen Eltern. „Die Möglichkeit der Unterstützung ist unter derzeitigen Umständen nicht mehr gegeben.“