Hattingen. . Naturschützer bauen Amphibien einen 300 Meter langen Zaun, damit sie nicht von Autos plattgefahren werden

Als das Auto an dem Warnschild „Vorsicht Ölspur“ vorbeifährt, dreht sich das Lenkrad in der Kurve weit nach links. Nach der Ampel muss schnell ein Fahrradfahrer überholt werden. Dann verwandelt sich die Landschaft schlagartig: Aus der verkehrsreichen Straße mit Kiosk und Tankstelle am Rande wird eine Landstraße, die mitten hinein in die Natur führt – zu den Tierschützern in Elfringhausen. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz baut in Kooperation mit der Volkshochschule einen fast 300 Meter langen Krötenzaun im Felderbachtal.

Nur wenn man genau hinschaut, erkennt man bereits aus dem Autofenster Menschen, die auf der erhöhten gelblichen Wiese an der Felderbachstraße bei einem Zaun stehen. Unter einem grauen Himmel am Morgen. Während die Autotür aufspringt, erklingt das Vogelgezwitscher aus dem kahlen Winter-Wald. Dazu mischt sich ein tiefes „Mäh“: Ein paar Schafe grasen auf einem Feld.

Dann steht dort die 20-jährige Carolina Kordges. Mit Gummistiefeln läuft sie über das feuchte Gras, einen Spaten in der Hand. Sie kennt es nicht anders: Für die Natur setzt sie sich ein. „Ich war drei Jahre alt, als ich das erste Mal eine Kröte in der Hand hielt“, sagt Carolina Kordges.

Vor einem Jahr hat sie Abitur gemacht, jetzt macht sie ein freiwilliges ökologisches Jahr. Sie hilft bei der Erlebnisausstellung „Noctalis – Welt der Fledermäuse“ in Bad Segeberg. „Meine Freunde wissen, dass ich eher grün eingestellt bin“, sagt sie mit einem Lächeln.

Da ist es selbstverständlich, dass den Kröten und Fröschen geholfen werden muss, damit sie bei ihrer Wanderung aus dem Wald zum Teich nicht auf der dazwischen liegenden Straße überfahren werden. Genau in dem Moment zischt ein Auto vorbei. Mit einer Geschwindigkeit von 70 Kilometern pro Stunde dürfen Autofahrer durch die Felderbachstraße rasen.

Schlecht für die hilflosen kleinen Hüpfer. „Es ist nicht schön, wenn man all die plattgefahrenen Kröten sieht“, sagt Neil Adam (20), der Freund von Carolina Kordges. Also hilft der junge Mann mit Dreadlocks ebenfalls den Naturschützern.

Mit Spaten stechen sie eine schmale Rinne in die Erde und drücken den Krötenzaun fest hinein. Auf diese Weise versperren sie den Amphibien den gefährlichen Weg über die Straße. Die wandern am Zaun entlang, bis sie in einen eingebuddelten Eimer fallen. Naturschützer tragen sie täglich hinüber zum Teich. Retten ihnen das Leben.

„Bunte Frösche und Salamander sehen mit den schillernden Farben faszinierend aus“, findet Carolina Kordges. Sie ist mehr mit der Natur verbunden als andere in ihrem Alter.

„Doch Öko-Vorurteile kann ich nicht bestätigen“, sagt sie lachend. „Es stimmt zum Beispiel nicht, dass man keinen Fernseher zu Hause hat. Ich gehe auch gerne feiern oder Billard spielen.“

Darüber hinaus freut sie sich einfach, etwas Gutes zu tun. „Es ist schön, morgens früh aufzustehen und zu wissen, ich mache heute etwas für die Tiere. Und die frischen Luft tut gut.“

Leider haben sich das in diesem Jahr weniger Menschen gedacht als gewöhnlich. Die Zahl der Helfer bei der Mitmachaktion ist sehr überschaubar.