Hattingen. Mehrere Präsidenten schauten in Hattingen vorbei – kommt auch der neue? Die Hattinger Politiker freuen sich auf ihn.

Die Bundespräsidenten und Hattingen, da gibt es einige, die hier ihre Spuren hinter­lassen haben – Kandidat Joachim Gauck indes noch nicht.

Der Bremer Karl Carstens startete beispielsweise im Jahr 1982 eine seiner zahlreichen Wanderungen im Haus Friede in Bredenscheid. Er ging damals quer durch den Schulenbergwald und die Stadt weiter nach Bochum. Roman Herzog, Bayer, kam Mitte der 1990er Jahre nach Hattingen, weil Verwandte seiner Ehefrau Christiane in der Altstadt wohnten. Und Johannes Rau, ja, der Landesvater aus Wuppertal war schon während seiner Zeit als Ministerpräsident Stammgast in unserer Stadt – und er verlor das Fachwerk auch als achter Bundespräsident nie aus den Augen.

Christian Wulff, Niedersachse, war vermutlich zu kurz im Amt, um sich näher mit Hattingen zu befassen. Nun soll Joachim Gauck folgen, ein evangelischer Pfarrer aus Rostock, Konsens-Kandidat der Parteien, den die Hattinger Politiker mit offenen Armen empfangen würden.

„Herr Gauck steht für alles, was Christian Wulff verspielt hat“, sagt Brigitte Serrano von der Grünen/FWI-Fraktion. „Nämlich Vertrauen und Seriosität.“ Gauck sei der, den die Mehrheit der Bevölkerung will – „das ist wichtig“.

Zufrieden ist auch Gilbert Gratzel von der FDP („Gauck ist ein guter Mann, ein guter Kandidat“). Vor allem freut sich der Fraktionsvorsitzende aber, dass seine Partei „ein bisschen daran beteiligt war“. Der FDP-Bundesvorstand hatte sich bekanntlich schon am Sonntagnachmittag auf den ehemaligen DDR-Bürgerrechtler festgelegt. Gratzel: „Wenn man das Richtige sagt, darf man auch fordern. Und in diesem Fall ist das Richtige gesagt worden. Eine erneute Rum­eierei hätte nichts gebracht, das hätten die Bürger nicht mehr verstanden.“ Gauck habe eine gute Repu­tation, „er hat vorbildlich gearbeitet, sonst wäre die Stasi-Unterlagen-Behörde nicht nach ihm benannt worden“.

Freude auch bei den Sozialdemokraten: „Frau Merkel hat das gemacht, was ich von ihr erwartet habe“, sagt der Fraktionsvorsitzende Achim Paas. „Sie hat einen unabhängigen, parteilosen Kandidaten gewählt – und das finde ich gut.“ Joachim Gauck sei „wahrlich kein Linker“, aber eine Persönlichkeit, die den Anstoß geben kann, dass sich die Gesellschaft weiterentwickele.

„Ich wünsche Herrn Gauck Glück und Gottes Segen, dass er ein Präsident für alle Deutschen wird“, so der CDU-Fraktionschef Gerhard Nörenberg. „Er soll aber erst einmal gewählt werden und dann sehen, wie er das Amt ausfüllt.“