Hattingen. Der Blankensteiner Reinhard Linde beschwert sich über den Zusammenschluss der drei katholischen Gemeinden.

Noch vor einer Woche gab sich Thomas Degener beim Neujahrsempfang zufrieden mit dem Zusammenschluss der Gemeinden St. Peter und Paul, St. Joseph und St. Mauritius (wir berichteten). Der neue Vorsitzende des Gemeinderats rückblickend: „Der Integrationsprozess ist friedlicher und harmonischer als in anderen Städten verlaufen.“

Doch nicht alle Hattinger sind von der Fusion der drei Gemeinden so angetan. Zunächst in einem Brief wandte sich der Blankensteiner Reinhard Linde an die Hattinger Zeitung. „Ich will nicht generell etwas gegen den Zusammenschluss sagen, sondern gegen das Konzept“, beklagt sich der 66-Jährige. Das Vorgehen der Kirchengemeinden erinnert den ehemaligen Bankangestellten an Prozesse aus der Wirtschaft. „Schon allein das Wort Fusion sollte zum Nachdenken anregen.“ Bei Unternehmen spreche man in so einem Fall von Rationalisieren. „Man schrumpft sich gesund“, so Linde. Jeder Betrieb rationalisiere. „Doch die Kirche ist eben kein Betrieb. Da funktioniert das nicht.“

Die Probleme, die Linde anspricht, sind bekannt. Die Mitgliederzahlen gehen zurück. Was besonders fehlt, ist der Nachwuchs. „Die Kirchengemeinden werden immer älter und älter. Wenn keine Jüngeren dazu kommen, sehe ich schwarz.“

Allein gelassen

Der Rentner fühlt sich in seinem Ortsteil allein gelassen. „Hier in Blankenstein fehlt ein Pfarrer“, sagt Linde. Nur der Förderverein tue etwas. „Viele verängstigte Gemeindemitglieder“ hätten im Vorfeld des Zusammenschlusses kritisch hinterfragt, was sich für den einzelnen ändern würde. Eine zufriedenstellende Antwort sei nach wie vor offen, stellt Linde fest. Die kirchliche Verwaltung habe sich spürbar neu aufgestellt und vermittele den Eindruck „Was wir nicht wollen, gibt es nicht mehr“. Mehrfach seien Gemeindemitglieder mit der Antwort, „dann gibt es das halt nicht mehr oder es fällt aus“, abgespeist worden. Trotz seiner Kritik will sich der 66-Jährige weiter in der Kirche engagieren. Dennoch: „Von einem Für- und Miteinander habe ich andere Vorstellungen“, so Linde.

Für Pfarrer Winfried Langendonk war der Zusammenschluss eine logische Konsequenz. „Wir können nicht expandieren, wenn wir rückläufige Mitgliederzahlen haben.“ Hinzu käme die Schuldenfalle, in die das Bistum Essen 2004 getappt sei. „Wir mussten Personal abbauen.Umstrukturieren. Es herrscht Priestermangel“, sagt Langendonk. Es könne gut sein, dass die Pfarrei in zehn Jahren nur noch zwei Priester habe. Reinhard Linde rät der Pfarrer, nicht die Augen vor den Veränderungen der vergangenen Jahrzehnte zu verschließen. „Wir dürfen nicht an den archaischen ­Prinzipien festhalten. Wir müssen mit der Zeit gehen.“ Dazu gehöre eben auch, dass man als Blankensteiner eine Kirche in der Innenstadt besuchen könne.