Hattingen. Für den Verbraucher sind sie ärgerlich. Für Unternehmen haben die steigenden Kosten oft existenzielle Bedeutung.

„Und kost’s Benzin auch drei Mark zehn, scheißegal, es wird schon gehen“. Mit dieser Zeile aus dem Nummer-Eins-Hit „Ich will Spaß“ besang Markus auf etwas ironische Weise die Spritpreise der frühen 1980er Jahre. Wer hätte damals gedacht, dass rund 30 Jahre später die Worte des Musikers bittere Realität werden. Der Liter Super-Benzin kostete gestern an den Hattinger Tankstellen im Schnitt 1,54 Euro. Ein Wert also durchaus im Bereich des Schlagerthemas von 1982. Bis jene Grenze erneut überschritten wird, könnte es aber nur eine Frage der Zeit sein.

Während Sänger Markus eine Preiserhöhung damals relativ gelassen hinnahm („es wird schon gehen“), sehen besonders Unternehmen, die ständig mit Fahrzeugen unterwegs sind, schwarz für die Zukunft.

„Die Erhöhung der Spritpreise schlägt sich bei uns natürlich auf die Kosten für Fahrstunden aus“, erzählt Werner Nöcker. Gerne erinnert sich der Fahrlehrer an die Zeiten zurück, als er anfing. „Im Jahr 1976 bekam man einen Liter für 80 Pfennig. Und zwar Benzin.“ Der Preis für Diesel lag noch mal einen Groschen darunter. Die Preise für eine Fahrstunde hätten daher logischer Weise auch mehrmals erhöht werden müssen. Für 60 Minuten zahlten die angehenden Autofahrer Mitte der 1970er Jahre etwa 30 Mark. „Heute nehmen wir dasselbe. Aber in Euro“, so Nöcker. Spritsparendes Fahren, um etwas auf die Kostenbremse zu drücken, will er seinen Schülern aber nicht zumuten. „Die haben schon so genug um die Ohren.“

Sparsame Taxis

Auch beim Taxiunternehmen Dendra machen sich die laufend steigenden Spritkosten bemerkbar. „Es ist kritisch geworden. Wir müssen deswegen ständig sparen. Zum Glück war der Winter bis jetzt nicht so hart. Daher mussten unsere Fahrer weniger heizen“, erzählt Henrik Dendra. Um den Benzinverbrauch so niedrig wie möglich zu halten, seien die Fahrer des Taxiunternehmens angehalten, möglichst sparsam zu fahren. So hätten die Tarife zumindest wegen der Spritpreise nicht erhöht werden müssen, so Dendra.

Sparsames Fahren rät auch Holger Kost von der Spedition Kerkemeier seinen Mitarbeitern. „Wir achten permanent auf diese Kosten. Daher nehmen unsere Fahrer auch ständig an speziellen Schulungen teil“, sagt Kost. Gelernt wird, wie der Verbrauch bei einem großen Lkw reduziert werden kann. Wie wichtig es besonders für eine Spedition ist, Benzin zu sparen, weiß Kost genau. „Die Summe ist enorm und macht etwa 25 bis 30 Prozent unserer Gesamtkosten aus.“

Bei der Stadt sieht man den Preiserhöhungen gelassener entgegen. Stadtsprecher Thomas Griesohn-Pflieger: „Die Spritpreise treffen die Stadtverwaltung nicht so sehr. Wir haben ja auch – außer der Müllabfuhr – nicht so viele Autos im Einsatz. Das Problem betrifft daher eher Unternehmen“. Dennoch: „Wo sich Sprit sparen lässt, da tun wir es schon seit Jahren“, so Griesohn-Pflieger.

Frust an Tankstellen

Die Pächter der Hattinger Tankstellen bekommen für gewöhnlich den Frust der verärgerten Autofahrer ab. Und das, obwohl sie am Benzin den geringsten Gewinn machen (siehe Info-Kasten).

Irene Foltinek leitet die Shell-Tankstelle an der Nierenhofer Straße (Literpreis Super gestern: 1,579). Für sie sind die aktuellen Preise „eigentlich Normalität“. Bei den Kunden bemerkbar mache es sich aber schon. „Die Leute tanken sehr viel preisbewusster“, so Foltinek. Auch die Shell-Pächterin stellt noch mal klar, dass nicht sie, sondern der Staat den großen Reibach am Benzin macht. Wie viel am Ende für sie übrig bleibt, will sie nicht sagen.

Für die Zukunft bleibt zu hoffen, dass die Forderung der Grünen sich nicht auch bewahrheitet. Die hatten während eines Parteitags 1998 den Beschluss gefasst, die Benzinsteuer auf fünf D-Mark pro Liter zu erhöhen.