Hattingen. Preußenkönig Friedrich II. sorgte dafür, dass die Katholiken von St. Peter und Paul wieder aktiv werden durften.
Heute vor 300 Jahren erblickte Friedrich II. in Berlin das Licht der Welt. Pünktlich zum runden Geburtstag des Alten Fritz zaubert Elmar Unteregge, Mitglied der katholischen Gemeinde St. Peter und Paul, ein spezielles Dokument aus den Archiven. Das recht gut erhaltene Papier aus dem Jahr 1772 ist vom Preußenkönig Friedrich höchstpersönlich unterschrieben.
Das Dokument erlaubt der Stadt Hattingen eine Katholische Gemeinde zu gründen. Denn, kaum vorstellbar aber wahr: „Rund 200 Jahre vorher, im Jahr 1582 mussten alle Hattinger per Ratsbeschluss Evangelen werden“, sagt Unteregge. Katholische Bürger gab es nach der Reformationszeit offiziell in Hattingen nicht mehr. Nur in Niederwenigern und Blankenstein tummelten sich damals noch Katholiken. „Die Ortsteile gehörten damals aber noch nicht zu Hattingen“, so Unteregge. Bis sich die Reformation innerhalb der gesamten Bevölkerung durchsetzen konnte dauerte es noch bis in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts. In der ehemaligen katholischen St. Georgs-Kirche wurden anfangs noch katholische Gottesdienste abgehalten. Ab dem Jahr 1626 war es damit aber vorbei. St. Georg wurde endgültig lutherisch. „Der Alte Fritz“ – stets um Religionsfreiheit bemüht – besiegelte am 20. Juli 1772 die Gründungsurkunde. Fortan durften die Hattinger wieder katholisch sein. Ein eigenes Gotteshaus fehlte jedoch noch. Ab 1781 wurden wieder regelmäßig katholische Gottesdienste abgehalten. Zunächst in einem Haus an der heutigen Große Weilstraße. Wieder sieben Jahre später wurde dann die neue katholische Kirche eingeweiht. „Sie war ziemlich klein und stand da, wo sich heute das ehemalige Hertie-Gebäude befindet“, erzählt Pfarrer Winfried Langendonk. Knapp 300 Personen passten in das Gotteshaus.
Mehr Katholiken
Tatsächlich gab es Ende des 18. Jahrhunderts in Hattingen aber gerade einmal 66 Katholiken. (Zum Vergleich: Heute zählt die Katholische Kirche in Hattingen etwa 18 600 Anhänger). Rasch wuchs die Gemeinde, so dass sie im Jahr 1839 eine Mitgliederzahl von 1184 verzeichnete. „Spätestens als die Henrichshütte 1854 ihren Betrieb aufnahm strömten zahlreiche Katholiken aus dem Osten nach Hattingen“, sagt Langendonk. Die Kirche an der Großen Weilstraße wurde zu klein. 1870 wurde schließlich die heutige Kirche St. Peter und Paul an der Bahnhofstraße eingeweiht. Das alte Kirchengebäude wurde zu einem Wohnhaus umgebaut und fiel erst 1971 dem Bau des Karstadt-Gebäudes zum Opfer. Das einzige, das von der alten Kirche überblieb, sei der Taufstein, so Langendonk. „Der ist über 500 Jahre alt“.
Dass Hattingen damals von Friedrich II. auserwählt wurde sei übrigens reiner Zufall gewesen. Ob die Geschichte der Katholischen Gemeinde Hattingens anders verlaufen wäre, wenn es das Dokument nicht gegeben hätte? „Das glaube ich nicht“, sagt Winfried Langendonk. „Mit der Zeit hätten sich die Katholiken schon durchgesetzt“.