Hattingen. Leserbeiräte der Hattinger WAZ hoffen auf Ernsthaftigkeit der Armutskonferenz und unterstreichen deren Wichtigkeit.

Schon beim Bürgerhaushalt im vergangenen Jahr und dem damit verbundene Fragebogen kritisierte der Leserbeirat der Hattinger Zeitung die Stadtspitze scharf (wir berichteten). Jetzt steht am kommenden Freitag die erste Armutskonferenz auf dem Plan – und wieder gibt es zweifelnde Blicke: „Sind auch Betroffene erwünscht? Oder bleiben die Experten, also Vertreter von Verbänden und Verwaltung, wieder einmal unter sich“, fragten die Mitglieder bei der Sitzung am Donnerstagabend in der WAZ-Redaktion.

„Die Bürgerratssitzung war ja schon gähnend langweilig, weil der Moderator sich nur selbst reden hören wollte“, so Monika Hartjenstein-Lauenroth. „Geht das jetzt bei dieser Veranstaltung so weiter?“ Matthias Honnacker macht klar, dass er „schon im Vorfeld skeptisch ist“. Er fragt klar: „Was ist die Botschaft der Stadt? Was wird erwartet, wenn eine solche Konferenz an einem Wochentag von 14 bis 18 Uhr stattfindet, einer Zeitspanne, in der viele, die es vielleicht interessieren würde, gar nicht kommen können.“

Die Aussage, dass zurzeit jedes sechste Kind in Hattingen arm sei, schockiert alle Mitglieder des Leserbeirats. Der Bedarf einer Konferenz sei vorhanden, sind sie sich einig. Und sie diskutieren darüber.

„Familien driften immer weiter auseinander“, sagt Gisela Diergardt. „Und das wird durch die Ganztags-Angebote auch noch gefördert.“

Monika Hartjenstein-Lauenroth, die bei der AWO arbeitet, weiß, dass ihre Kollegen zuletzt 15 Familien besucht haben – „und bei 14 davon gab es gar keinen Esstisch mehr.“ Das Abendessen würde vor dem Fernseher eingenommen.

Peter Kaeseler, ehemaliger Leiter der Grundschule in Holthausen, sagt, dass „gerade dieser Kinder den Ganztag brauchen.“ Sie wollten Be­treuung, sie fühlten sich wohl – „und für sie ist es ganz schlimm, wenn es sechs Wochen Sommerferien gibt“. ­Natürlich müsse man versuchen, den Ganztag mit individuellen Förderungsmaßnahmen zu verzahnen – „dann kann man Kindern helfen“.

Stärkere Förderung

Hartjenstein-Lauenroth bestätigt: „Durch den Ganztag und andere Betreuung kommen Kinder zumindest eventuell in Kontakt mit einem Sportverein. Oder mit Musik. Das muss immer stärker ge­fördert werden.“

Doch Armut gebe es an vielen Stellen, wissen unsere Leserbeiräte, nicht nur, was den finanziellen Bereich betrifft: „Es ist erschreckend, wie spracharm viele Kinder in heutzutage in die Schule ­kommen“, berichtet Kaeseler. Matthias Honnacker sagt: ­„Versuchen sie mit drei Kindern mal ein Hotelzimmer zu bekommen.“