Hattingen. Bei der Ehrung von Blutspendern berichtete Schornsteinfeger Claus Muchow von seinen Auslandseinsätzen fürs Rote Kreuz.

„In meinem Leben habe ich bereits 75 Liter Blut gespendet“, erzählt Karl Pöttgen, der kürzlich zum 150. Mal beim DRK zum Aderlass erschien. Das entspricht dem kompletten Blutgehalt von zwölf bis 13 erwachsenen Menschen.

„1965 habe ich angefangen zu spenden. Das war damals eine Aktion der Firma, in der ich gearbeitet habe.“ Danach ist der 65-Jährige auf den Geschmack gekommen. „Seit 1983 habe ich keinen Blutspendetermin des DRK verpasst.“ Und das sind einige. Pöttgen kommt vier Mal im Jahr in den DRK-Bürgertreff an der Talstraße, um knapp 400 bis 500 Milliliter seines Lebenssafts abzugeben.

Für ihr soziales Engagement ehrte das DRK Hattingen jetzt Pöttgen und 22 weitere regelmäßige Spender, die zwischen 50 und 125 Mal zur Blutspende erschienen.

Besonderer Gast der Veranstaltung: DRK-Katastrophenhelfer Claus Muchow. In einem Vortrag berichtete er von seinen abenteuerlichen Einsätzen rund um den Globus. Die führten ihn in den vergangenen zehn Jahren etwa nach Sri Lanka, auf die Philippinen, nach Thailand, Pakistan, Haiti oder Zimbabwe. „18 Monate war ich zwischen 2001 und 2011 für das DRK unterwegs“, erzählt Muchow. Manchmal waren es wenige Wochen, manchmal mehrere Monate. Aber eines war immer gleich, wenn Claus Muchow in einem Land ankam: Kurz zuvor war es zu einer fürchterlichen Katastrophe gekommen. So auch 2001 in Indien. Ein Erdbeben forderte 80 000 Menschenleben. „Es war schrecklich. So viel Zerstörung, so viele Tote.“ Als er sich damals am Epizentrum des Bebens befand, fiel Muchow erstmals auf, dass die Realität, die uns Hollywood-Filme vorgaukeln, nicht der Wahrheit entspricht. „Es taten sich durch das Beben keine riesigen Schluchten auf. So gesehen war es unspektakulär. Nur die Zerstörung war gigantisch.“

2004 führte ihn ein Einsatz in ein Flüchtlingslager nach Darfur. „Ich war als Wasserkoordinator zuständig für die Frischwasserversorgung“, erzählt Muchow. „Die Menschen mussten dort mit knapp sechs Litern täglich auskommen. Das ist weniger, als wenn Sie einmal die Klospülung betätigen. Und das zum Waschen, Kochen und zum Trinken“. Einen seiner schlimmsten Einsätze erlebte Muchow nach dem Tsunami in Sri Lanka. Mehr als 200 000 Menschen wurden im Dezember 2004 in die Fluten gerissen, als ein Erdbeben im Indischen Ozean eine gewaltige Meereswelle auslöste. In Erinnerung blieb Muchow vor allen eine Szene am Strand. „Nach einem harten Arbeitstag wollten wir uns im Wasser etwas Abkühlung verschaffen. Ein paar Einheimische standen am Ufer. Sie konnten es nicht fassen, dass wir uns im Wasser entspannten. In dem Wasser, das doch so viel Leid und Zerstörung über sie brachte.“

Nach Einsätzen in Haiti und Pakistan 2010 führte ihn sein letzter Einsatz im vergangenen Jahr in die Türkei. Bei all dem Leid, das Muchow während seiner Auslandseinsätze sah, gab es auch Situationen, die er als Wunder bezeichnet. „In Indien zum Beispiel hat das Beben die gesamte Stadt dem Erdboden gleich gemacht. Nur ein Tempel blieb fast unversehrt.“ Auch in der Türkei war es allein eine Moschee, die stehen blieb. Für Muchow kaum zu erklären: „Immer wieder waren es Kirchen, die die großen Katastrophen überstanden.“

Für sein überdurchschnittliches Engagement bekam Claus Muchow, der im normalen Leben als Schornsteinfeger in Steinfurt arbeitet, im Jahr 2010 einen Bambi in der Kategorie „Stille Helden“. Zur Ruhe setzen will sich der „stille Held“ auch in Zukunft nicht. „Es ist leider so, dass die Katastrophen immer häufiger werden. Aber wir sind gut aufgestellt und auf alles vorbereitet.“