Hattingen. FDP-Frau Tanja Reichenberg fühlt sich nicht benachteiligt.

Die stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende ist zurückgetreten, weil ein frauen- und familienfeindlicher Ton herrsche. Die Bundesvorsitzende rügt die FDP als Männerverein. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Tanja Reichenberg: Ich persönlich kann das so nicht bestätigen. Es gibt ein Mentoringprogramm speziell für Frauen, das Know-how vermittelt und weibliche Führungskräfte weiterbringen soll. Die Teilnahme ist freiwillig. Ich habe daran teilgenommen. Für die kommunale Ebene kann ich solche Erfahrungen also nicht bestätigen.

Bei der Wiederbesetzung der Gleichstellungsstelle war die FDP dagegen, den bisherigen Status beizubehalten. Warum?

Tanja Reichenberg: Ich finde, das ist nicht notwendig. Für alles gibt es Extras. Ich bin dagegen, spezielle Bereiche für Frauen einzurichten. Gleichstellung muss nicht mehr so gemacht werden wie vor 20 oder 30 Jahren.

Gibt es gar nichts mehr zu tun auf dem Weg der Gleichberechtigung?Teilen sich Männer und Frauen die Familienarbeit gerecht?

Tanja Reichenberg: Das kann man so nicht sagen. Für Familien braucht man Krippenplätze, Tagesmütter müssen da sein für die Betreuung. Halbe-halbe machen Mütter und Väter noch nicht. Ich habe aber oft erlebt im persönlichen Umfeld, dass Väter Elternurlaub machen und sich Zeit fürs Kind nehmen.

Keine Probleme also mit Männervereinen?

Oft kommt es auch auf die Frauen selbst an. Politisch und beruflich. Welches Engagement sie an den Tag legen. Was sie möchten. Ich bin in zwei Ausschüssen, Schatzmeisterin, in der Fraktion. Auch beruflich nehmen Arbeitgeber mehr Rücksicht auf Frauen und Familien als früher. Bei Banken – ich arbeite als Firmenkundenbetreuerin – gab es früher nur die Halbtagsstelle für Frauen. Heute sprechen sich Beschäftigte ab, ich komm drei Tage, du die anderen zwei.