Hattingen. Bei Kindern wird darauf geachtet, Erwachsene vergessen Auffrischungen. Allgemeinmediziner gibt Tipps.

Bei Kindern wird noch darauf geachtet, dass pünktlich geimpft wird. Bei vielen Erwachsenen setzt irgendwann Impffaulheit ein: Das Auffrischen wird schlicht vergessen oder gar nicht für notwendig gehalten. Dabei schützt nur Impfen vor vielen unangenehmen bis tödlichen Krankheiten.

Tetanus, Diphterieund Polio

Tetanus – auch Wundstarrkrampf genannt – ist eine häufig tödlich verlaufende Infektionskrankheit, die die muskelsteuernden Nervenzellen befällt. Diphtherie – umgangssprachlich Rachenbräune – geht vorwiegend mit einer Entzündung des Nasenrachenraums einher und kann zu einer Schädigung wichtiger Organe führen. Poliomyelitis – zu deutsch Kinderlähmung – ist eine Krankheit, die bei Ungeimpften die muskelsteuernden Nervenzellen des Rückenmarks befallen und zu bleibenden Lähmungserscheinungen bis hin zum Tod führen kann. Meist in Kombination sollte der Impfstoff gegen diese lebensbedrohlichen Erkrankungen jedem Menschen als Kind gespritzt und regelmäßig aufgefrischt werden. Eine Kon-trolle des Impfpasses durch den Hausarzt ist hilfreich.

„Impfgegner können einem bei jedem Wirkstoff so lange etwas von Nebenwirkungen erzählen, bis man schreiend die Praxis verlässt“, sagt Willi Martmöller, Facharzt für Allgemeinmedizin. „Ich persönlich bin Befürworter und habe in 31 Jahren Berufserfahrung eine minimale Anzahl an Beschwerdefällen erlebt. Allergische Reaktionen auf den Tetanusimpfstoff können beispielsweise Schüttelfrost oder Erkältungserscheinungen sein.“

Hepatitis A

Hepatitis A – eine Leberentzündung, die mit Leistungsschwäche, Übelkeit und Druckschmerzen im Oberbauch einhergeht. Die Krankheit wird über Lebensmittel übertragen, die mit Kotrückständen verunreinigt sind, sowie durch Schmutz-Schmierinfektionen. Klassisches Beispiel: Wenn man nach dem Toilettengang die Hände nicht wäscht, kann das Virus von der Hand in den Mund und von dort in den Darm gelangen. Die Hepatitis A-Impfung ist für Reisen in Länder mit geringer Hygiene und schlechter Trinkwasserversorgung sinnvoll. Neben den meisten tropischen Gebieten gehören dazu auch der gesamte Mittelmeerraum und Osteuropa. Hepatitis B wird durch Körperflüssigkeiten wie Blut, Sperma oder Vaginalschleim übertragen. Das Virus ist um ein Vielfaches ansteckender als das HI-Virus, der Erreger von Aids. Es genügen mikroskopisch kleine Hautverletzungen, der Erreger gelangt in die Blutbahn. Das Benutzen einer Zahnbürste eines Hepatitis-B-Patienten führt zur Ansteckung. Seit 1995 gehört die Impfung zu den Standardvorsorgen, die die Ständige Impfkommission des Robert-Koch-Institutes für Säuglinge, Kinder und Jugendliche empfiehlt.

Masern und Röteln

Masern rufen neben typischen roten Hautflecken Fieber und einen erheblich geschwächten Körper hervor. Es können lebensbedrohliche Komplikationen wie Lungen- und Hirnentzündungen auftreten. Frauen mit Kinderwunsch sollten sich, falls die Krankheit nicht in Kindertagen ausgebrochen ist und Antikörper gebildet wurden, vor der Schwangerschaft impfen lassen, da Masern bei Schwangeren zu einem höheren Risiko für Früh- und Fehlgeburten führen. Röteln – neben roten Hautflecken können Fieber und Lymphknotenschwellungen auftreten. In der Regel kommt es nicht zu Komplikationen. Während einer Schwangerschaft sind sie jedoch sehr gefährlich. Die Infektion kann über die Plazenta auf das Ungeborene übertragen werden und zu Fehlgeburt oder körperlichen Missbildungen führen.

Grippe

„Bis jetzt hat die große Grippewelle uns noch nicht erreicht, das Thema wurde nicht in den Medien breitgetreten, daher ist – im Vergleich zum letzten Jahr – eine geringere Impfbereitschaft auszumachen“, sagt Martmöller. Er empfiehlt vor allem chronisch kranken, älteren Menschen und Kindern, die tagtäglich in Kindergärten und Schulen mit Gleichaltrigen zusammentreffen, sich impfen zu lassen. Daneben gilt die Impfempfehlung für diejenigen, die im öffentlichen Bereich arbeiten, wo sie oft mit Menschen in Kontakt treten: Supermarktangestellte, Busfahrer und Lehrer. Wer in einer Praxis, im Altenheim oder Krankenhaus arbeitet, sollte sich aus Selbstschutz impfen lassen. Wer sich vor einem Jahr gegen Influenza impfen ließ, hat keinen Schutz mehr.