Hattingen. Pastor Werner Bering blickt ganz genau auf 2011 zurück. Zum Jahresende verlässt er St. Mauritius Richtung Ruhestand.

Die St. Mauritius-Kirche in Niederwenigern bedeutet Werner Bering sehr viel – kein Wunder, ist er doch seit fast zehn Jahren Pastor der Gemeinde. Blickt er auf das Jahr 2011 zurück, freut er sich deshalb besonders über die 150. Jahresfeier der Kirche.

„Im Juli feierten wir ein großes Kirchweihfest gemeinsam mit dem Bischof Franz Josef Overbeck.“ Für das Jubiläum lernten Kinder der Nikolaus-Groß-Schule, wie Menschen vor 150 Jahren lebten. „Da gab es noch keine Elektrizität, keine Handys. Das Bewusstsein, was sich durch den Fortschritt alles entwickelt hat, ist mir nahe gegangen“, sagt Bering. Außerdem die Ungewissheit, wie sich die Welt noch weiter verändern wird. „Nirgendwo ist geschrieben, dass alles so bleibt“, sagt Bering und spricht damit die Finanzkrise an. „Das war ein absoluter Vertrauensverlust. Da gibt es Lügereien und Betrügereien von Politiker und Wirtschaftsleuten – europaweit.“

Zurück in die vertraute Gemeinde: Im April organisierte Lore Goes die Aufführung der Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach in der St. Mauritius-Kirche. „Das hat bestens geklappt.“ Ein weiteres schönes Erlebnis im Sommer: Die Priesterweihe und die Primiz von Christian Schulte. Gespannt verfolgte Werner Bering in diesem Jahr die arabischen Revolutionen. „Mich hat das alles berührt, weil ich früher als Student selbst nach Tunesien und Syrien reiste und damals die Gastfreundschaft der Menschen kennenlernte, schätzen lernte.“ Das war in den Jahren 1956 und 1966. Deshalb wünscht er sich: „Hoffentlich geht der Weg in die Freiheit und nicht wieder in eine Diktatur.“

Ein Freiheitskämpfer stand im September in Hattingen im Mittelpunkt: Nikolaus Groß. In der Gebläsehalle führte die Gemeinde St. Barbara in Mülheim an der Ruhr ihm zu Ehren ein Musical auf. „Zehn Jahre nach der Seligsprechung durch Papst Johannes Paul II und an Nikolaus Groß’ Geburtstag wurde es zum ersten Mal in Hattingen gezeigt“, freut sich Werner Bering. Nikolaus Groß stammt aus Niederwenigern – an ihn möchte der Pastor erinnern. „Gedächtnis ist etwas anderes als Verehrung. Ich kann Mozart verehren, weil ich seine Musik mag, und trotzdem nichts über ihn als Person wissen“, erklärt Werner Bering, „Gedächtnis bedeutet aber, dass ich weiß, was jemand für ein Mensch war und woher er kam.“

Werner Bering genoss in diesem Jahr auch auswärts Schauspiel und Kultur: im Sommer zunächst im Harz, in Magdeburg schaute er sich romanische Kirchen an. Im Herbst fuhr er mit Priesterkollegen in seine Geburtsstadt Wien.

Jetzt endet nicht nur das Jahr 2011, sondern für Werner Bering auch das letzte hauptamtliche Jahr als Pastor. „Das bedeutet sowohl für mich als auch für die Gemeinde große Veränderungen. Aber alles ist wunderbar abgesprochen.“ Mirco Quint – der derzeitige Kaplan aus Schwelm – wird ihn im nächsten Jahr ersetzen.