Hattingen. Tierhalter warnen sich, Besitzer lassen Vierbeiner nicht mehr von der Leine. Hügelland und Niederwenigern im Blickpunkt.

Bis vor kurzem waren Baya und Gina zwei putzmuntere Hunde. Jetzt sind die beiden Vierbeiner tot. Umgebracht hat den Dobermann und den Berner Sennenhund nach Auskunft der Tierarztpraxis Wolf Rattengift, das sie auf Spaziergängen gefressen haben. Ihre Besitzer brachten sie in die Praxis, wo sich Ärzte bemühten, ihr Leben zu retten. Vergeblich.

Auf Facebook warnen sich Tierliebhaber, welche Strecken zu meiden sind. Listen kursieren, wo Fleischköder mit Rattengift oder Klingen ausgelegt sein sollen – im Wodantal sei Achtsamkeit angebracht, vom Schellenberg bis Niederwenigern und an der Straße In den Höfen. Auch Essen und Velbert sind betroffen.

Förster Thomas Jansen ist bereit, auf Spaziergängen durch den Wald, die Augen offenzuhalten. Er ist in seiner langjährigen Praxis aber bisher noch nie mit dem Thema konfrontiert worden und kann „nicht wirklich viel dazu beitragen“.

Dass Hunde mit Ratten­ködern vergiftet werden, kennt er „nur aus der Presse“, hat es aber noch nie selbst erlebt. Jansen stellt es sich auch äußerst schwierig vor, als Spaziergänger auf solche Fallen für Vierbeiner zu achten. Denn wenn jemand Rattengift oder Rasierklingen beispielsweise in einen Hühnerkopf stecke und im Gebüsch verstecke, falle das beim Spaziergang kaum auf.

Petra Baum vom Tierschutzverein hat von vergifteten Fleischködern in Niederwenigern gehört. Ihr sechsjähriger Vierbeiner „frisst nichts“ unterwegs. Anders der sieben Monate alte Pudel, der auch Kronkorken und Zigarettenkippen vertilgt. Ihr Rat: „Nicht laufen lassen.“

Sieglinde Keulerz aus Niederwenigern lässt ihre schottischen Hirtenhunde nicht mehr von der Leine. Das ist ihr im Wald und auf Ackerwegen „zu riskant“. Ihr Mann ist bei Spaziergängen von Autofahrern vor Giftködern gewarnt worden. Selbst gesehen hat die Familie sie nicht, wohl aber eine Bekannte ihrer Tochter, die Fleischwurst mit Rasierklingen gefunden habe.

Bei den toten Vierbeinern kommen Warnungen zu spät. Am späten Donnerstagabend – kurz vor dem Nachtdienst – hatte Tierärztin Cornelia Oberste Beulmann noch gesagt, der Berner Sennenhund „kämpft ums Überleben“. Und sich gewundert, dass er überhaupt noch am Leben war. Der andere Hund, den die Ärzte auf dem OP-Tisch hatten, war bereits gestorben. Auch der Berner Sennenhund überlebte die Nacht nicht. Er hat sich fast zweieinhalb Tage gequält.