Hattingen. Mit ihren Schülerinnen erkämpfte sie Medaillen im Gerätturnen, trat einst selbst in der Manege auf: Hanne Saamann.
Der Sprungtisch in der Sporthalle ist neu und auch sonst hat sich so einiges verändert. Aber sie ist geblieben: Hanne Saamann und ihre Begeisterung für das Gerätturnen. Auch heute noch trainiert sie Mädchen und Jungen in der Turn-AG im Schulzentrum Holthausen, verbessert ihre Haltung, fordert Leistungen.
„Ich war von 1978 bis 1999 Sportlehrerin“ erzählt sie, zur gleichen Zeit fing sie auch an, eine Turn-AG zu leiten. Rund 25 Jahre trainierte Hanne Saamann im Hochleistungssport – erst in Wattenscheid, dann später beim TuS in Hattingen. Sie machte Mädchen fit für Wettkämpfe, bildete Schüler aus für „Jugend trainiert für Olympia“. In den 70er Jahren gewann ihre Schülerin Annette Michler die Deutsche Kunstturnmeisterschaft auf dem Schwebebalken.
Hanne Saamann selbst war einst Westfalenmeisterin im Geräteturnen mit Leichtathletik in den 60er Jahren. Obwohl sie erst im Alter von 13 Jahren anfing zu turnen. Sie ging damals auf die Hattinger Volksschule. „Wir waren sieben Kinder zu Hause und für das Gymnasium musste Geld gezahlt werden, wer das nicht konnte, musste eben auf die Volksschule gehen.“ Sie schwang gekonnt über den Barren, sprang übers Pferd, turnte am Trapez.
Sie war so gut, dass sie in den 60er Jahren mit dem Zirkus loszog. Sie trat bei der dänischen Gruppe „Benneweis“ und der italienischen „Togni“ am Fliegertrapez auf. Vier Jahre tourte sie bis nach Frankreich und Ägypten. „Da musste alles klappen, wenn etwas schieflief und man ins Netz fiel, stand man sofort wieder auf und machte weiter.“ Auch wenn die Zeit aufregend war, kam sie lieber wieder in die Heimatstadt zurück. „Wenn man nicht in den Zirkus hineingeboren ist, bleibt man auch nicht da, das ist eine andere Familie, ich fühlte mich nicht richtig wohl.“
Zurück in der Heimat wurde Hanne Saamann schließlich Lehrerin und lernte ihren späteren Mann Hans Saamann kennen. Er ist der, der damals einen Handstand auf der Spitze der St.-Georgs-Kirche gemacht haben soll.
Einiges hat sich in der Zeit bis heute verändert. Früher gab es viel mehr Konkurrenz. „Immer weniger turnen, es gibt zu viele andere Sportarten für Frauen.“ Heute spielen Mädchen Fußball, boxen, sind im Karate- oder Judoverein. „Früher waren viele Sportarten nur für Männer, Frauen sollten sie nicht ausüben.“ Da war das elegante Turnen schicklicher. Ein anderer Faktor: „Die Kinder sitzen heute oft bis zum späten Nachmittag in der Schule, da bleibt wenig Zeit für den Sport“, bedauert Hanne Saamann.
Außerdem ist nicht jeder für das Turnen geeignet. Man braucht ein Körpergefühl und Selbstbeherrschung. „Die Bewegungen müssen schön aussehen, tänzerisch“, erklärt Hanne Saamann, „die Turner dürfen nicht zu groß sein, müssen eine leichte Figur haben.“ Außerdem gehört Mut dazu. „Jeder muss selbst abspringen, das kann ich für niemanden übernehmen.“ Manche mussten da leider wieder gehen. Hanne Saamann ist bis heute geblieben.
Und topfit mit 77 Jahren: Dreimal in der Woche macht sie Krafttraining im Fitnessstudio, fährt Rad, spaziert jeden Tag mit ihrem Labrador. Und möchte bald wieder mit dem Wohnmobil verreisen