Hattingen. . Augenoptiker Maik Böcker ist am Wochenende zum ersten Mal mit dem Rock-Orchester Ruhrgebeat aufgetreten. Der 41-Jährige ist ein leidenschaftlicher Sänger .

Keiner wusste vorher etwas. Nicht die Bekannten, nicht die Freunde, auch nicht die Familie. Sie alle hat Maik Böcker beim Konzert des Rock-Orchesters Ruhrgebeat in der Gebläsehalle überrascht – weil er plötzlich als Sänger mit auf der Bühne stand.

Der 41-Jährige ist leidenschaftlicher Sänger. Seine Profession ist indes das Visuelle. Also, ein Augenoptiker singt in so einem großen Orchester?

Von vorne: Die Geschichte fängt an als Maik Böcker als 14-Jähriger mit seinen Eltern das Musical Cats in Hamburg besucht. Er ist schlichtweg begeistert. „Die Mischung aus Musik, Gesang und Tanz, dazu eine mitreißende Stimmung“, beschreibt er seine Faszination. In der Pause nimmt er all seinen Mut zusammen und steigt zu dem Darsteller Walter Reynolds auf die Bühne. „Er sprach gebrochenes Deutsch, ich Schul-Englisch.“ Maik Böcker lobpreiste, wie sehr ihm der Auftritt bisher gefallen hat.

„Walter Reynolds lud mich daraufhin ein, nach der Show mit hinter die Bühne zu kommen und mir die anderen Darsteller vorzustellen.“ So lernte er auch den Hattinger Paul Kribbe kennen, der damals bei Cats spielte. Als dieser später bei „Starlight Express“ in Bochum auftrat, jobbte auch Maik Böcker dort während seiner Schulzeit als Platzanweiser.

Seine Liebe zum Musical war längst entfacht. „Paul Kribbe ermutigte mich, es selbst zu versuchen.“ So nahm Maik Böcker im Alter von 15 Jahren privaten Gesangs- und Jazzunterricht. Außerdem tanzte er Ballett. „Das war gar nicht leicht für mich – ich war ein Machotyp und der einzige Mann in der Gruppe.“ In den Ferien besuchte er Tanz-Workshops. Ein Choreograf aus Amerika – Gus Giordiano – gefiel ihm besonders. Der Choreograf bot ihm ein Stipendium für seine Tanzakademie in Chicago an.

Da war Maik Böcker 19 Jahre alt und hätte nach dem Abitur den großen Schritt wagen können. „Meine Familie und Freunde redeten mir aber ins Gewissen und rieten mir, erst einmal eine Berufsausbildung zu machen.“ In letzter Sekunde machte er einen Rückzieher und begann seine Ausbildung als Augenoptiker, so wie einst seine Eltern.

„Der Choreograf versprach mir aber, dass ich auch nach den drei Jahren der Ausbildung noch das Stipendium bekommen könnte, wenn ich fit im Tanzen blieb.“ Und so flog er nach seiner Gesellenprüfung nach Chicago und studierte dort ein halbes Jahr. „Dort wurde nur getanzt und mir fehlte der Gesang zu sehr.“

Deshalb entschied er sich für eine Musicalausbildung in London und konnte sich nach zweieinhalb Jahren „Diplom Musical Darsteller“ nennen. Maik Böcker arbeitete noch kurze Zeit als freier Künstler in London, kam dann nach Deutschland zurück mit dem Ziel, hier groß durchzustarten. Das entpuppte sich allerdings als schwieriger als gedacht. „Es war nicht leicht in der Musicalszene Fuß zu fassen, der Markt war gesättigt.“

Also widmete er sich wieder seinem anderen Standbein: der Augenoptik. Vor sechs Jahren übernahm er das Geschäft seiner Eltern, ist seither Geschäftsführer. Und glücklich damit. Doch seine Leidenschaft zum Gesang blieb.