Hattingen. Drückt die Blase, muss es oft schnell gehen. In der Innenstadt gibt es zurzeit neun frei zugängliche Toiletten.
Kennen Sie das auch? Man ist gerade unterwegs und auf einmal ruft die Natur. Doch weit und breit ist keine öffentliche Toilette zu finden. In solchen Momenten ist guter – und vor allem schneller – Rat teuer.
Einen äußerst kuriosen Rat nahm ein Bahn-Passagier von einem Schaffner an. Weil in dem Zug keine Toilette vorhanden war, empfahl der Zugbegleiter dem Passagier, seine Notdurft in einem Mülleimer zu verrichten. Die Folgen: Die Bahn verhängte gegen den Schaffner ein Bußgeld von 100 Euro. Der Zugbegleiter zog jetzt vor Gericht und Gewann.
Damit es den Hattingern nicht ähnlich geht wie dem Bahnfahrer, stehen in der Innenstadt zahlreiche Toiletten zur Verfügung. Als „nette Toiletten“ wurden diese insgesamt neun stillen Örtchen vor einigen Jahren von der Stadt und Hattingen Marketing gekennzeichnet.
Standorte sind zurzeit: das Altstadtparkhaus in der Augustastraße, das Rathaus und der S-Bahnhof – die zudem behindertengerecht sind – sowie das Reschop-Carré, das außerdem über einen Wickeltisch verfügt. Zusätzlich stellen fünf Hattinger Lokale ganz kostenfrei ihre Toiletten zur Verfügung. Der gelb-rote Aufkleber „nette Toilette“ klebt in der Scheibe im: „Salz und Pfeffer“ (Horst), „Vollmond“ (Kirchplatz), „Café Sprungbrett“ (Steinhagen), „Café Mexx“ (Obermarkt) und “Annelies Café“ (Augustastraße).
„Ich denke, wir haben hier ein sehr gutes Angebot in der Stadt“, sagt Pressesprecherin Susanne Wegemann. „Vor allem, wenn man noch die zahlreichen Gaststätten hinzunimmt, in denen man die Toiletten benutzen kann, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, weil man nichts bestellt.“ Die neun Einrichtungen scheinen den Bedarf in der Innenstadt zu decken. „Bis jetzt haben wir noch keine negativen Reaktionen gehabt. Die Innenstadt ist flächendeckend mit öffentlichen Toiletten ausgestattet“, so Wegemann.
Georg Hartmann von Hattingen Marketing bestätigt das. „Es ist eine sehr sympathische Aktion, die von den Leuten gut angenommen wird.“ Die Bitte für das Gemeinschaftsprojekt kam Anfang 2007 von der Stadt. „Es bestand ein gewisser Bedarf an frei zugänglichen Toiletten“, so Hartmann. Um den zu decken, wäre eine mögliche Alternative gewesen, weitere öffentliche Einrichtungen zu errichten. Die Zusammenarbeit mit Gastronomen schont daher vor allen Dingen den städtischen Geldbeutel. Lediglich ein kleiner, halbjährlicher Obolus von 400 Euro geht an die kooperierenden Lokale. „Dafür können wir saubere Toiletten garantieren“, versichert Paul Müller, der das Projekt betreut.
„Jeder möchte, dass die Toilette sauber ist, die er benutzt. Man kennt das von Autobahnrastplätzen, wo wenig in Reinigung investiert wird. Über die Sauberkeit der Toiletten unserer Lokale hat sich noch nie jemand beklagt“, so Müller.
Dass die „nette Toilette“ auch in der Praxis funktioniert, zeigt sich etwa im „Café Mexx“. „Jeder, der muss, wird auch gelassen“, erzählt Mitarbeiterin Jennifer Storch. „Wir weisen niemanden ab.“
Und das seien manchmal ganz schön viele. „An einem normalen Tag schätze ich mal so fünf bis zehn Personen, die kommen, um hier ihr Geschäft zu erledigen.“ Am Wochenende oder bei Stadtführungen könnten es aber auch weitaus mehr sein.
„Dann sind es plötzlich 30 Leute auf einmal“, sagt Storch. Besonders wenn Weihnachtsmarkt ist, werde das Angebot stark genutzt. Das sei aber alles halb so schlimm, erzählt die 24-Jährige. „Problematisch ist allein, dass wir nur zwei Toiletten haben. Da gibt es hin und wieder einen Stau.“