Hattingen.
Leena Simon ist Mitglied der Piratenpartei. Als Zeichen gegen die Männerdominanz gründete sie die „Piratinnen“.
Long John Silver und Jack Sparrow, Sir Francis Drake und Klaus Störtebecker. Was haben diese fiktiven und realen Herrschaften gemeinsam? Sie waren alle Piraten. Und Männer. Frauen spielten in der abenteuerlichen Welt der Seeräuber – in der Literatur wie in der Realität – stets eine eher untergeordnete Rolle.
Dass Piraten heute nicht mehr nur über die sieben Weltmeere schippern und Schiffe kapern, sondern auch politisch aktiv sind, ist bekannt. Dass die Mitglieder der Piratenpartei auch eine gewisse anti-feministische Haltung haben, sei vielen dagegen nicht bewusst. Findet zumindest Leena Simon. Sie besuchte das DGB Tagungszentrum Am Homberg, um über ihre Partei zu informieren, die zuletzt viel Aufsehen erregte, vor allem durch ihren Einzug ins Berliner Landesparlament.
Umgang mit der Macht
Seit 2009 ist die Studentin der Universität Potsdam Mitglied in der Piratenpartei. Schnell fiel ihr auf, dass sich unter den Anhängern fast ausschließlich Männer befanden.
Bei ihren männlichen Kollegen stieß das Thema Feminismus auf wenig Gehör. „Ich wollte mich als Frauenbeauftragte aufstellen lassen, um die Gender-Debatte anzustoßen“, erzählt Simon. „Aber das wollten die nicht.“
Um mehr Frauen „ins Boot zu holen“, gründete Simon ein Jahr später die „Piratinnen“. Mit einem Newsletter speziell für Frauen fing ihre Arbeit an. Prompt bekam Simon von ihrem Berliner Landesverband eine Abmahnung. „Die Piraten fanden es nicht gut, dass ich meine Kampagne unter dem Namen der Partei geführt habe“, so Simon.
Trotzdem glaubt sie, dass die Aktion etwas bewegt hat. Die Piraten seien nun vorsichtiger mit dem Thema Feminismus. Allerdings unterstellt sie ihren Parteigenossen auch weiterhin, ein Problem mit der Frauenfrage zu haben. „Die Geschlechterfrage wurde bei den Piraten schon immer klein gehalten.“
Auch sonst schoss die Studentin, die nebenbei als freie Software-Aktivistin arbeitet, an manchen Stellen scharf gegen die oft als Ein-Themen- oder Internetpartei abqualifizierte Gruppierung. Zwar stellte sie fest, dass die Piraten nach den Erfolgen bei der Bundestagswahl 2009 und der Wahl zum Abgeordnetenhaus in Berlin 2011 ernster genommen werden, bescheinigte ihren Kollegen aber gleichzeitig manchmal „unerfahren und naiv“ zu sein. „Viele Mitglieder haben sich auch erst frisch politisiert“, bemerkt Simon dazu. Auch hätten viele Anhänger der Partei oft Probleme, die von ihnen geforderte gesellschaftliche Transparenz in Grenzen zu halten. Manche neigten zu einer Art von Dogmatismus und seien übertrieben idealistisch. Ein weiteres Problem stelle die dezentrale Organisation dar. „Die Piraten lehnen zu starke Führung ab, sie wollen die Macht lieber auf viele verteilen“, so Simon.
Das könne aber negative Folgen haben. „Oft fehlt einfach jemand, der mal ein Machtwort sagt.“
Vernetzung hilft in Ballungsräumen
Trotz alledem seien die Piraten auf dem richtigen Kurs, sagt Leena Simon. „Wir wollen neuen Wind in die Politik bringen und Menschen in den Fortschrittsprozess mit einbinden.“ Dass die Piraten in einer kleineren Stadt wie Hattingen Erfolg haben, sei aber eher unwahrscheinlich. So sei die Partei gerade wegen der Vernetzung in großen Ballungsräumen, wie etwa Berlin, besonders erfolgreich.