Hattingen.

„Taste The Waste – Frisch in die Tonne“ heißt der Film, der schon seit ein paar Wochen in den Kinos zu sehen ist. Auf schonungslose Weise wird in dem Dokumentarfilm anderthalb Stunden gezeigt, wie viele Lebensmittel auf der Welt weggeworfen werden. 50 Prozent aller produzierten Lebensmittel – so heißt es in dem Film – erreichten die Verbraucher nicht einmal. In Deutschland seien dies rund 20 Millionen Tonnen genießbare Lebensmittel pro Jahr, die im Abfall landen.

Schuld daran sei, neben dem Druck der Lebensmittelhändler ständig frische und perfekt geformte Ware anbieten zu können, etwas scheinbar Banales: das Mindesthaltbarkeitsdatum. Welche Brisanz das Thema hat, zeigt auch eine aktuelle Debatte im Bundestag. So gibt es Überlegungen, den Begriff „Mindesthaltbarkeitsdatum“ zu ersetzen. Besser: Ein Äquivalent zum englischen „Best Before“.

Denn das Wort Mindesthaltbarkeitsdatum suggeriere beim Verbraucher wohl den Eindruck, dass das Produkt nach Ablauf des Datums sofort seine Genießbarkeit verliere. Ein Trugschluss. Denn tatsächlich sind Lebensmittel oft noch Tage, manchmal Wochen nach Ablauf des Datums bedenkenlos zu verzehren. Lediglich die vom Hersteller angegebenen Eigenschaften wie Konsistenz, Geschmack oder Farbe könnten dann nicht mehr garantiert werden. Doch gerade Eigenschaften wie die Form oder die Farbe eines Produkts stellen für die Händler Ausschlusskriterien dar. Wenn eine Gurke etwa zu krumm ist oder ein Apfel nicht rund genug, schaffen es diese Produkte gar nicht erst in die Ladenregale.

Ein anderer Aspekt betrifft die Erwartungshaltung der Konsumenten. Der Kunde erwartet vom Lebensmittelhändler, dass auch noch kurz vor Ladenschluss die Regale mit allen Produkten gefüllt sind. Wenn dann am Abend doch niemand mehr den Salat kauft, landen Tageswaren im Container.

Für Stefan Lenk geht die Diskussion um das Mindesthaltbarkeitsdatum in die falsche Richtung. „Der Verbraucher hat ein zu kritisches Verhältnis zum Ablaufdatum“, so der Geschäftsführer der Rewe-Filialen in Blankenstein und Welper. Lenk meint, dass man den Gedanken aus den Köpfen der Kunden bekommen müsse, das Produkt verfallet unmittelbar nach Ablauf des Haltbarkeitsdatums. „Meine Mutter sagte immer: Woher weiß der Fisch, dass er schlecht ist?“

Damit sich etwas ändert, müsste sich zunächst das Bewusstsein der Verbraucher ändern. „Die Kunden müssen überlegter Einkaufen.“ Absichtlich werfe niemand etwas gerne weg, so Lenk. Problematisch seien die sekundären Eigenschaften. Genügt das Produkt nicht mehr den optischen Ansprüchen des Konsumenten, landet es im Müll. „Mit Verderblichkeit hat das gar nichts zu tun“, so Lenk.

Damit er in seinem Lebensmittelladen möglichst wenig wegwerfen muss, versuche man immer so exakt wie möglich zu bestellen. Nichtsdestotrotz verschwinden die Waren drei Tage vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums aus den Regalen. Denn auch Lenk weiß: „Nur bis zum Ende des Mindesthaltbarkeitsdatums ist der Hersteller für das Produkt verantwortlich, danach wir“. Anschließend werde der Preis reduziert oder die Waren gingen an die Tafeln. „In der Tonne landen bei uns gar nicht so viele Lebensmittel“, versichert Lenk.