Hattingen.

Stefan Döring, Mitarbeiter der Hattinger Zeitung, und sein Bruder Alexander waren als Messdiener in Berlin dabei.

Der große Moment für mich kam gegen Ende der Ehrenrunde. Das Papamobil kam vor meinen Augen zum Stehen. Ich stand dem Papst gegenüber – ein atemberaubendes Gefühl. Ich hatte gerade Zeit für ein Foto, bevor sich das Auto wieder fortbewegte.

Da müssen wir mitmachen, war für mich und meinen Bruder Alexander, der mit unseren Eltern in Zeuthen wohnt, sofort klar nach der E-Mail, die ich vor gut vier Monaten vom Referenten für Ministrantenpastorale des Erzbistums Berlin bekommen habe. „Der Papst kommt zum offiziellen Staatsbesuch nach Deutschland und hält eine große Messe im Berliner Olympiastadion und wir hätten euch gerne als Messdiener dabei“, fing sie an.

Schon vor 15 Jahren waren mein Bruder und ich bei der Heiligen Messe von Papst Johannes Paul II im Olympiastadion dabei. Somit schloss sich ein Kreis für uns. Durchgesprochen und geprobt wurde, wie 1700 Messdiener ins Olympiastadion einziehen sollten. Ein großer logistischer Aufwand. Nach der Austeilung der Zugangsberechtigungen kam erste Vorfreude auf.

Richtig los ging es am Donnerstag. Die Messdiener trafen sich um 14 Uhr im Schwimmstadion, direkt neben dem Olympiastadion. Nach langem Warten hieß es Aufstellung nehmen – keine leichte Aufgabe bei 1700 Jugendlichen. So wurden wir in kleinere Gruppen von 150 Messdienern aufgeteilt, die nach und nach vor dem Ost-Tor Aufstellung bezogen. Um 17.30 Uhr war es endlich soweit: der größte Einzug, der je im Erzbistum Berlin stattgefunden hat. Zu viert in einer Reihe und über 400 Reihen hintereinander schritten wir die Treppe der Ostkurve hinunter, wo sonst die treuen Fans von Hertha BSC stehen. Weiter auf die blaue Tartanbahn, wo Usain Bolt bei der Leichtathletik-WM 2009 seine Fabelweltrekorde über 100 und 200 Meter aufstellte, bis fast nach vorne zum eigens für die Messe gebauten gigantischen Altar.

Mein Bruder und ich hatten Glück, dass wir weit vorne waren und während der Messe einen guten Blick auf das Geschehen am Altar hatten. Wir wagten einen Blick zurück, waren beeindruckt vom wundervollen Bild, wie auf der großen Treppe immer noch hunderte Messdiener in den Innenraum einzogen. So standen wir inmitten von 70 000 Zuschauern und warteten auf das Kirchenoberhaupt Benedikt XVI. Kurz nach 18 Uhr brandete Jubel auf, der Papst fuhr im Papamobil durch das Marathontor ins Olympiastadion ein. Auf seiner Ehrenrunde hielt er immer wieder an, ließ sich Säuglinge reichen und segnete sie. Der große Moment für mich kam gegen Ende seiner Ehrenrunde.

Dann schrieb sich der Papst noch in das Goldene Buch der Stadt Berlin ein, für mich war der Höhepunkt des Tages zu diesem Zeitpunkt aber schon fünf Minuten her. Um 18.30 Uhr fing die Heilige Messe an und als Benedikt XVI am Altar erschien, ertönten laute „Benedetto“-Rufe. Wir Messdiener auf der Tartanbahn hatten einen guten Blick auf das Geschehen am Altar und konnten die Messe in Ruhe mitfeiern. Zur Kommunionausteilung wurde es ein wenig hektisch, da wir nun jeweils einen der 600 Austeiler in die vielen Blöcke im weiten Rund des Olympiastadions begleiten durften. Ein unvergessliches Ereignis. Und wir waren dem Papst so nahe wie selten einer.