Hattingen.
Wohnhaus, Tuchweberei, Fleischergeschäft: Das Denkmal hat eine lange Geschichte. Der Heimatverein erklärt sie.
Durch seine spitz zulaufende Grundform erhielt es den Namen Bügeleisenhaus – und so ist das Fachwerkhaus nun schon seit Jahrzehnten bekannt. Doch weit, weit zurück geht die Geschichte des denkmalgeschützten Hauses zwischen Haldenplatz und Keilstraße: Sie beginnt vor stolzen 400 Jahren. Zum Geburtstag erzählt der Heimatverein Hattingen-Ruhr von der Entwicklung des historischen Hauses, das derzeit in seinem Besitz ist. Die ehrenamtlich engagierten Mitglieder haben es zu einem kleinen Museum mit Stadtgeschichte umgestaltet und zeigen Funde von der Isenburg.
Zurück in die Vergangenheit: Im Jahr 1611 wurde das dreigeschossige Bügeleisenhaus von Wilhelm Elling erbaut. „Wir denken, dass er ein Kaufmann war, da man zu dieser Zeit so ein aufwändiges Haus nur bauen konnte, wenn man Vermögen hatte“, sagt Rainer Fehling (52) vom Heimatverein. Mit Ehefrau Gertrud, seinen vier Töchtern und einem Sohn lebte Elling in dem neu gebauten Haus. „Sein Sohn wurde auch Kaufmann“, so Fehling.
In den 20er oder 30er Jahren des 17. Jahrhunderts wurde das Fachwerkhaus vergrößert. „Es wurde ein Stück nach vorne erweitert.“ Nicht nur als Wohnhaus auch als Arbeitsraum wurde das Bügeleisenhaus im Laufe der Zeit genutzt. Die Nachfolger der Familie Elling waren Tuchmacher, betrieben bis 1856 eine Tuchweberei im Haus. Danach wurden die Zimmer zum Schlachtraum, zur Wurstküche und zum Verkaufsraum. „Der Metzger Salomon Schmidt kaufte das Fachwerkhaus und betrieb seine Metzgerei“, sagt Fehling. Später zog der Metzger in die Bruchstraße um und das Bügeleisenhaus wurde wieder ein Wohnhaus.
In Nazizeit enteignet
Auch den Zweiten Weltkrieg überstand das Bügeleisenhaus. Es befand sich bis 1941 in jüdischem Besitz. „Es wurde in der Nazizeit enteignet“, so Rainer Fehling. Nach dem Krieg gehörte das Bügeleisenhaus wieder einer jüdischen Treuhandgesellschaft, der „Jewish Trust Corporation“. Der Heimatverein gründete sich 1921 und kaufte es im Jahr 1955 ab.
Seither pflegen es die Mitglieder. „Etwa alle fünf Jahre wird es saniert“, so Fehling, „bald ist es wieder so weit.“ Denn zuletzt wurde vor sechs Jahren renoviert, unter anderem ein alter tragender Querbalken durch einen neuen ausgetauscht. „Die Giebelseite muss neu verputzt und angestrichen werden.“ Woran der Heimatverein derzeit noch arbeitet: „Wir wollen im Winter ein Buch über das Bügeleisenhaus herausbringen. Für neue Quellen sprechen wir mit einer Frau, die 1933 im Haus geboren wurde“, so Fehling. Doch im Moment denken die 80 Mitgliedes nur an die große Geburtstagsfeier. Ilse Karrenberg und die Nähgruppe „1611“ fertigte für den historischen Anlass Kleider und Federhüte. Rainer Fehling schlüpft am Ehrentag in der Rolle des Kaufmanns Wilhelm Elling. Als besonderer Gast feiert die Tochter der letzten jüdischen Besitzerin am 3. September mit. Dann heißt es: Alles Gute zum 400. Geburtstag, schönes, altes Bügeleisenhaus.