Hattingen.

Der politische Streit um das ehemalige Air-Products-Gebäude in Welper als Standort der Stadtverwaltung wird schärfer.

Die Air Products GmbH beliefert ihre Kunden mit Prozess- und Spezialgasen sowie chemischen Werkstoffen. Zum Jahreswechsel 2010/2011 hat das Unternehmen seinen Hattinger Standort in Welper aufgegeben und ist nach Bochum gezogen. Um das markante Gebäude an der Hüttenstraße 50 entwickelt sich jetzt ein politischer Prozess, bei dem man froh sein kann, dass Gas hier kein Thema mehr ist. Für reichlich Zündstoff ist jedenfalls gesorgt, wenn heute Punkt fünf der Tagesordnung im Haupt- und Finanzausschuss aufgerufen wird. Es gibt klare Fronten: hier die SPD und der Stadtvorstand, dort CDU, Grüne und FDP. Und die Chemie bei dieser Diskussion, sie gärt gewaltig.

Darum geht es: Weil die räumliche Änderung der Verwaltungsstruktur der inhaltlichen Neuorganisation in den Fachbereichen folgen soll, hat die Stadtspitze zu Beginn des Jahres einen Ringtausch von Verwaltungsstandorten angeschoben – Sanierungen und Abmietungen inbegriffen.

Grundsaniert werden soll das Haus Bahnhofstraße 48. Stühlerücken ist für die Hüttenstraße 43 vorgesehen. Dort soll die Bauverwaltung den Fachbereich Soziales und Wohnen willkommen heißen, der zurzeit noch nebenan zur Miete untergebracht ist. Unterm Strich will der Kämmerer jährlich 100 000 Euro an Miet- und Energiekosten einsparen. Womit sich der Preis für Ringtausch und Sanierung in sechs Jahren amortisiert hätte.

Ende Mai bremste ein politischer Paukenschlag das Geschäft der laufenden Verwaltung: CDU, Grüne und FDP zwangen den Verwaltungsvorstand, den Maßnahmenkatalog zu stoppen und einen Umzug von vier Verwaltungsstandorten in das aufgegebene Air-Products-Gebäude in Welper durchzurechnen.

Spitz gerechnet ist das noch nicht. Aus Zeitgründen. Was nichts daran ändert, dass der Stadtvorstand die Air-Products-Option ablehnt. Weil eine Drei-Millionen-Euro-Investition nicht darstellbar sei. Weil rasche Verkaufserlöse bei Aufgabe aktueller Standorte wenig wahrscheinlich seien. Weil die Finanzaufsicht nicht mitmache. Weil die Stadt den Abbau von 100 Stellen in zehn Jahren in einem einzigen Großgebäude nicht wirtschaftlich abwickeln könne.

Gerhard Nörenberg mag das nicht hören. „Wir verlangen eine intensive Prüfung der Immobilie Air Products ohne jeden Vorbehalt“, schimpft der CDU-Fraktionschef Richtung Stadtspitze. Es sei falsch gewesen, die Verlagerung der Standorte anzugehen, ohne die politischen Gremien damit zu befassen. Die Stadt habe nach der Schließung der Hütte schon einmal den Fehler gemacht, ein großes Gebäude nicht zu kaufen, so Nörenberg. Für eine „Gespensterdebatte weit weg von der Realität“ hält Achim Paas den Vorstoß. „Der Hintergrund der Motivationslage ist nicht ganz eindeutig“, formuliert der SPD-Fraktionschef. Und fragt sich, warum die CDU nicht für ähnliche Immobilien wie Köppern in Winz-Baak in den Ring steigt.