Hattingen. .
Atomkraft – nein danke! Da sind sich die Frauen und Männer vom Verein Umweltfreundliche Energien Ennepe-Ruhr einig. „Wind ist die Zukunftsperspektive für Stromversorgung“, sagt Mitglied Franz Henning (62). Auf dem Berger Hof informierte der Verein Besucher über Windräder. Dort gibt es nämlich zwei davon – ein altes und ein neues Windrad.
Am aufgebauten Stand lesen Besucher in Büchern und Broschüren über die kritisierte Atomenergie. „Leider reichen manchen Leuten Unglücksfälle wie in Fukushima oder Tschernobyl immer noch nicht“, bedauert Franz Henning.
„Klimawandel und Klimakatastrophe sind das Produkt des Verheizens fossiler Brennstoffe“, sagt er weiter, „in Deutschland könnte der Wind aber ohne Probleme zwei Drittel des Strombedarfs decken, wenn ein zügiger, konsequenter Ausbau stattfindet.“
Zu den Vorurteilen gegenüber Windrädern sagt Franz Henning: „Den Anwohnern fallen nicht die Tassen aus dem Schrank.“ Mitglied Klaus Prigge (57) fügt hinzu: „Windräder sind nicht laut, je leiser sie nämlich sind, desto mehr Strom erzeugen sie.“
Heinrich Reuter (62) vom Berger Hof kennt den Umgang mit Windrädern auch. „Was man selbst aufgebaut hat, das stört einen nicht“, sagt er. Die Energie der kleinen Anlage nutzt er für seinen Betrieb. „Davon wird gekocht und gebacken.“ Die Energie der großen Anlage fließt in das Netz der AVU. „Die ganze Bevölkerung kann den Grünstrom der AVU beziehen, dafür muss man nur ein bisschen mehr bezahlen“, so Reuter.
Das kleine Windrad steht schon seit fast zwanzig Jahren auf dem Berger Hof. „Damit können umgerechnet etwa fünfzig Haushalte versorgt werden, mit dem großen bis zu 1500 Haushalte“, erklärt Reuter als Eigentümer.
Wieso er die Windräder betreibt? „Als Landwirt arbeitet man mit der Natur zusammen. Schon als sechsjähriger Junge habe ich hier Drachen steigen lassen und gemerkt, dass viel Wind weht.“ Die Faszination der Technik kam dazu. Außerdem: „Man sollte die Natur nicht ausbeuten. Die Atomkraftwerke können zwar nicht alle auf einen Schlag weg, es muss wirtschaftlich erträglich bleiben, doch mit der Zeit sollte umgestellt werden.“
Seit eineinhalb Jahren gibt es das zweite, größere Windrad. Franz Henning: „Es erzeugt 2,3 Megawatt.“ Das kleine schafft achtzig Kilowatt.
Die Besucher hören interessiert zu. So auch Hildegard Berg. Zu Hause spielt ihr dreijähriger Enkel mit einer Solarbiene: eine Biene aus Holz mit einer Solarzelle am Propeller. „Sobald die Sonne darauf scheint, fangen die Flügel an sich zu drehen.“ So lernen schon die Kleinsten die Funktion kennen. „Wir haben auch einen Springbrunnen, der mit Solarzellen betrieben wird. Wenn er angeht, sagt mein Enkel, dass die Sonne scheint, das hat er schon verstanden.“
Umweltfreundliche Stromgewinnung findet Hildegard Berg wichtig: „Unsere Kinder und Enkelkinder sollen auch noch ein bisschen was von der Erde haben.“ Was sie zudem erschreckend findet: „Es ist nachgewiesen, dass die Kinderkrebsrate im Umkreis von Atomkraftwerken deutlich höher ist.“
Energie kann stattdessen auch aus der Sonne, dem Wasser oder aus Biomasse, wie Holz, gewonnen werden. Noch eine Möglichkeit: Geothermik, Wärme aus der Erde. Das Motto zum Weltenergietag: „Der Wind der Wende weht – nutzen wir ihn.“