Hattingen.

„Es war eine Zitterpartie“, sagt Peter Esser. Dabei meint er weniger den höchsten Berg Österreichs, den er mit Michael Wolf bestiegen hat. Sondern das ganze Drumherum. „Erst wurde der Bergführer krank, dann das Wetter schlecht und wir wollten schon den Urlaub verlängern“, erzählt Wolf. Die Anspannung drohte der Enttäuschung zu weichen. Doch am letzten Tag klappte es: Ein anderer Bergführer leitete sie hinauf.

Es wurden die vielleicht zehneinhalb härtesten Stunden im Leben der Männer. „Wir haben alles erlebt und nicht gedacht, dass es so anspruchsvoll ist“, sagt Wolf. Nicht, dass jemand denkt, sie hätten sich nicht vorbereitet. „Seit November habe ich drei Mal pro Woche Ausdauer und Kraft trainiert“, sagt Wolf (39). Zudem reisen die Freunde regelmäßig in die Berge, haben Wandertouren gemacht, sind geklettert – nur nicht so hoch.

Um 4 Uhr früh beginnen sie aufzusteigen von 1920 Metern, bei gutem Wetter. Sie klettern über Geröll, stapfen über Schneefelder, pausieren kaum. Zwei Riegel, eine Banane und Wasser haben sie dabei. „Hunger hatten wir nicht, wir waren so konzentriert“, so Esser (44). Auf der Adlershöhe in 3500 Metern stoppen sie kurz, noch zwei Stunden liegen vor ihnen.

Dann schlägt das Wetter um. „Nebel, Schneegestöber und Wind“, beschreibt Esser die Lage. Der Aufstieg sei noch gegangen, aber der Abstieg war blind. Wolf: „Man denkt nur daran anzukommen.“ Blindes Vertrauen gilt ihrem Bergführer Alouis. „Er hat uns Sicherheit und Ruhe vermittelt und zugleich angespornt“, sagt Esser. Der Anstieg wird stetig schwieriger. Am Ende kämpfen sie sich mit den Steigeisen hoch. Es wird kälter, doch das merken sie nicht. Ihr Bergführer drückt aufs Tempo – das schlechte Wetter sitzt ihnen im Nacken. Am Ende erreichen sie über die schmale Glocknerscharte den Großglockner. Und sehen nicht viel auf dem Plateau. Nur das Gipfelkreuz. Wolf wundert sich, wie klein es dort ist, und fotografiert das Kreuz und sich selbst im BVB-T-Shirt. Der große Aha-Moment sei zunächst ausgeblieben. Esser, der Schalke-Anhänger, sagt: „Ich war so angespannt und konzentriert, doch dort fiel alles von mir ab.“

Sieben Minuten bleiben sie dort, dann steigen sie hinab: fünf Stunden dauert der Weg , sie reden kaum – stille Konzentration. Hinauf hatten sie noch eine Gruppe Tschechen überholt – kein Problem auf einem Schneefeld. Jetzt treffen sie sie wieder -- an einem schmalen Stieg. „Wir sollten links vorbei, aber da war nichts“, beschreibt Esser die Situation. Es klappt aber doch, der Abstieg gelingt. „Ein Stück konnten wir sogar herunterrutschen“, sagt Wolf lachend.

Eine Erfahrung fürs Leben. Die sie nach und nach verarbeiten. Am Abend selbst bleibt dafür wenig Zeit. Esser: „Wir waren so verrückt und sind noch zum Spiel der Fußball-Nationalmannschaft ge-gen Österreich gefahren.“