Hattingen.
Die Trockenheit macht der Natur enorm zu schaffen. Dirk Janzen, Leiter der Biologischen Station im EN-Kreis, gibt Tipps.
Schon Johann Wolfgang von Goethe wusste um die Besonderheit des Elementes Wasser. Mit seinem Ausspruch im Faust, 2. Teil: „Alles ist aus dem Wasser entsprungen, alles wird durch das Wasser erhalten“, weist schon der Dichter und Denker auf die Wichtigkeit des Elementes Wasser fürs Leben hin. Auch im hochmodernen Computerzeitalter spielt Wasser eine lebenserhaltende Rolle, mancherorts im Überfluss, in unseren Breiten derzeit leider als knappes Gut.
Unsere Natur ist trocken, sehr trocken. Für unsere Landschaft, also Wald, die Wiesen und Bäche, ist das Wasser eine wesentliche Grundvoraussetzung für Wachstum und als Lebenselement für daran angepasste Tiere und Pflanzen. Ausgangsgestein (Geologie), Bodenbeschaffenheit, Licht und Klima (Temperatur, Feuchte und Wind) bestimmen darüber, wo sich in der Landschaft natürlicherweise zum Beispiel Wald ansiedelt. Wald ist ein bedeutender Wasserspeicher. Waldboden saugt wie ein Schwamm die Feuchte auf und der Waldboden filtert das eindringende Oberflächenwasser bis zur Trinkwasserqualität. Bei einem längeren Sommerregen verbleiben in einem Fichtenwald bis 40 Prozent des Wassers in den Baumkronen. Bei einem Laubwald sind es immerhin noch bis zu 20 Prozent.
Ein Großteil des lebenswichtigen Elements erreicht also gar nicht erst den Boden, sondern verdunstet von dort aus sofort wieder in die Atmosphäre. Lediglich zehn Prozent des Regenwassers versickert in den Boden und reichert das Grundwasser an. Dies zeigt, wie wichtig intensiver und lang andauernder Regen in der Jahreszeit ist, wenn Bäume noch unbelaubt sind, damit der Grundwasserspeicher im Boden gefüllt wird.
Diese Regengüsse blieben in diesem Jahr jedoch aus. Zwar haben wir hier im EN-Kreis aufgrund des hohen Laubbaum-Anteils und der relativ hohen Jahresniederschlagsrate (bis zu 1200 mm/m²) ein hervorragendes Wasser-Potenzial – aber auch wir spüren die Trockenheit empfindlich. Wie gut, dass der letzte Winter die Grundwasserspeicher mit seinen reichlichen Schneemengen gut gefüllt hat. Somit sind die hiesigen Bäume, die sich Kraft ihres Wurzelwerkes am Grundwasser bedienen, noch gut versorgt.
Ganz anders sieht es mit den krautigen Pflanzen am Waldboden aus. Da das Regenwasser sie nur bedingt erreicht, haben sie derzeit erhöhten Wasserstress und zeigen bereits ausgeprägte Trockenschäden. Sie erhöhen somit die existierende Waldbrandgefahr.
Wasserknappheit
Unsere Natur wird sich von der Wasserknappheit erholen, ganz anders sieht das in den künstlichen Agrarökosystemen aus. Wassermangel hat hier dramatische Folgen. Die so wichtige Frühjahrsnässe, die das Korn austreiben lässt, gab es 2011 nicht. Das frühe Wachstum der Pflanzen, welches wiederum den Boden vor der Austrocknung schützt, war im Frühjahr durch Trockenheit gestört. Für den Verlauf des Jahres ist somit mit Ernteausfällen zu rechnen.
Für den Ennepe-Ruhr-Kreis heißt dies konkret: weniger Heu und weniger Silage für die Tiere. Für die Landwirte zeichnen sich hohe finanzielle Verluste ab, Verbraucher müssen mit höheren Preisen rechnen.
Ein Blick in den Garten zeigt, dass auch hier viele Pflanzen bereits traurig die Köpfe hängen lassen. Nun ist es besonders wichtig, den Boden nicht aufzuhaken, da die Bodenstruktur hierdurch aufgerissen wird und noch mehr Feuchte verloren geht. Besser ist es, den Boden zu schützen, indem man eine Rindenhumusschicht von drei bis vier Zentimeter aufbringt. Auch der Rasenschnitt sollte nicht allzu kurz ausfallen. Etwa fünf Zentimeter reichen aus und garantieren dem Rasen den Erhalt des lebensnotwendigen feuchten Mikroklimas.
Alles, was neu angelegt wurde an Beeten und Stauden muss regelmäßig gegossen werden. Dies gilt natürlich auch für die Sommerblumen und besonders Kübelpflanzen. Allzu häufiges Gießen empfiehlt sich nicht bei Stauden und Sträuchern, die bereits in den Vorjahren gesetzt wurden.
Wer vorsorgen möchte und viel Platz hat, sollte über den Einbau einer Zisterne nachdenken. Denn eines ist klar: Die Sommer werden auch in den nächsten Jahren immer trockener werden.