Hattingen.

Kliniken und Verbände erwarten Einbruch durch Ende des Zivildienstes. Kaum Interessenten für Bundesfreiwilligendienst.

„Bis jetzt ist noch niemand an uns herangetreten“, sagt Andreas Hahn vom Deutschen Roten Kreuz. Der Assistent der Geschäftsleitung weiß bisher von keiner Rückmeldung wegen des Bundesfreiwilligendienstes (BFD). Der löst ab dem 1. Juli diesen Jahres den Zivildienst ab und bietet rund 35 000 Menschen pro Jahr die Chance zu einem freiwilligen Einsatz. Bei 330 Euro im Monat liegt die Höchstgrenze für das Taschengeld, das die Freiwilligen für ihren Dienst erhalten. In der Regel dauert der Dienst ein Jahr, mindestens aber sechs und höchstens 24 Monate. Doch die Zivildienstleistenden hinterlassen eine große Lücke, die Wohlfahrtsverbände, Wohnheime oder soziale Dienste füllen müssen. Wie, wissen einige noch nicht.

„Wir dachten, wir wären gut aufgestellt“, sagt Hahn. Bisher hätten Zivis nach Dienstende auf 400-Euro-Basis weitergearbeitet und das DRK so Lücken im schrumpfenden Zivildienst geschlossen. Aber jetzt sind nur noch zwei Zivildienstleistende dort und die Verträge laufen bald aus. So sucht das DRK gezielt Menschen, die im Behindertenfahrdienst arbeiten, bei der Blutspende helfen oder auch bei den Altkleidersammlungen mitanpacken. „Es ist auch nicht einfach neue Ehrenämtler zu finden. Wer interessiert ist, kann sich gerne melden.“ Hahn vermutet, dass viele junge Menschen eher einen besser bezahlten Nebenjob wählen, als den BFD. „Man braucht eine soziale Ader.“ Einzig die aufgehobene Altersgrenze könne eine Chance sein, meint er. Dafür, dass ältere Menschen sich melden.

Für Harald Dombrowski vom Emmy-Kruppke-Zentrum in Welper ist der BFD ein ganz schwieriges Thema: „Bei uns hat sich noch niemand gemeldet. Ich bin skeptisch, ob es angenommen wird“, sagt der Leiter des AWO-Wohnheims. Er bemerkt, dass sich kaum noch Zivildienstleistende finden lassen. Sie hätten schon seit etwa einem Jahr keinen Zivi mehr gehabt. Und die fehlen. Die Arbeiten übernehmen der Pflegedienst oder Ehrenämtler. Bewohner betreuen, Ausflüge mitgestalten – „da fällt was hinten rüber“, sagt er. „Es wäre schön, wenn wir jemanden einstellen könnten.“

Vereinzelte Rückmeldungen zum BDF gibt es in der Klinik Blankenstein. Aber auch hier der Trend seit einiger Zeit: weniger Zivildienstleistende. In der Klinik gebe es momentan noch acht junge Menschen, die den Dienst leisten. Sie arbeiten in der Pflege und Technik. Da heißt es nun umorganisieren. Zwar gebe es Interessenten für die Technik und auch jemanden für die Pflege, der älter als 27 sei, aber Christof Fritz aus der Abteilungsleitung Pflege sagt: „Wir erwarten einen riesigen Einbruch.“ Bei der Haustechnik heißt das zum Beispiel, dass die tätige Firma wieder mehr übernehmen würde. Eine stille Hoffnung hat er aber: „Wir haben ja momentan zu viele Schulabgänger und die entscheiden sich vielleicht für einen Dienst.“

Auch die Reha-Klinik in Holthausen hat bisher keinen Interessenten für den Freiwilligendienst. „Wir haben nur noch ein bis zwei Zivildienstleistende, die im Hol- und Bringdienst arbeiten. Und von denen hat keiner seinen Vertrag verlängert“, sagt Kliniksprecherin Vanessa Grigolo. Noch habe die Klinik aber auch nicht entschieden, wie man zukünftig mit dem Thema umgehe. Bis dahin erledige das Personal die Aufgaben.