Hattingen.

Müsli-Mütter versorgen die Gesamtschüler seit mehr als 20 Jahren preiswert, gesundheitsbewusst und gut.

Sie hat morgens zwar schon zu Hause Müsli gegessen. Doch Dervisa (14) ordert es auch mittags. „Es ist lecker, preiswert und macht satt“, sagt die Gesamtschülerin, die soeben bei den Müsli-Müttern anstand. Die haben erst später Zeit, ihr Konzept zu erläutern. Um 12.30 Uhr stürmt eine hungrige Meute den Raum im Freizeitbereich.

Die Müsli-Mütter – an diesem Tag Brigitte Eilering und Susanne Ruff-Dietrich – werfen einen letzten prüfenden Blick aufs Angebot, rücken die Schüsseln mit Müsli, Cornflakes, frischem Obstsalat und Quark ins rechte Licht. Und stillen den Hunger der Kinder und Jugendlichen in der Gesamtschule.

Seit 22 Jahren sind Müsli- Mütter im Einsatz. Die Personen wechseln, der Grundgedanke bleibt: Kindern und Jugendlichen gesunde Alternativen bieten. Manche nutzen sie montags und mittwochs regelmäßig, andere manchmal, die eine statt Mittagessen und der andere zusätzlich, weil das Dessert in der Mensa nicht den Geschmack traf.

Brigitte Eilering grinst, als ihr eine kleine Kritik angetragen wird. „Wir müssen um Zucker betteln“, haben Schülerinnen gesagt. Damit seien die Müsli-Mütter geizig. Aus gutem Grund. Es soll gesundheitsbewusst zugehen. Die das Angebot zusammenstellen, kennen ihre Pappenheimer. Wissen: Besonders türkische Mädchen mögen es süß. Deshalb steht Zucker nicht zur freien Verfügung auf der Theke, sondern muss nachgefragt werden. Fadine (15), die das Angebot lobt – „sehr lecker, sehr frisch“ – steht aber nicht einfach auf süß, sondern schätzt beispielsweise Vanille. Andere könnten sich Zimt ebenfalls gut vorstellen.

Gar nicht geizig sind die Müsli-Mütter mit Portionen und Preisen. Zehn Cent kostet ein großer Löffel voll. Max, Jonas, Viktor, Timo, Niklas, Emre, Silas und viele mehr hauen rein. Ordern: Ein Löffel davon, hiervon zwei. Auf einem Tisch steht nur ein Berg Obstsalat. Orangen sind nicht der Renner, wissen die Anbieterinnen. „Die werden oft rausgefischt.“ Dafür gehen Erdbeeren, Kiwi, Äpfel oder Birnen gut. Nur klein geschnitten muss alles sein, dann läuft der Obstsalat wie geschmiert.

Nicht jeder Schüler hat wenig Geld einstecken, isst hier, weil Müsli & Co zum Selbstkostenpreis weitergegeben werden. „Doch manche klauben auch ihre letzten Cents zusammen“, wissen die Frauen hinter der Theke. Sie überlegen, im Sommer auch mal nur Melonenscheiben anzubieten, wissen aber nicht, ob das dann geht. Beim Essen sind viele Kinder und Jugendlichen ihrer Erfahrung nach konservativ, haben Anlaufschwierigkeiten.

Gerade an heißen Tagen könnten sich die Müsli-Mütter auch gesundes Fingerfood zusätzlich vorstellen: Karotten, Paprika, Gurkenstücke, gekochte Eier zum Aus-der-Hand-Essen. Sie müssen die Überlegungen vertagen. Gratiskost wird angefragt. Und Hilfe angeboten. Der hungrige Schüler bekommt Essen – und stellt dafür die Stühle hoch.