Hattingen.
Am Internationalen Museumstag verrieten die Hattinger in Blankenstein ihre ganz persönlichen Hut-Geschichten.
Und lächeln! Mit ihrem grün-braunen Filzhut auf dem Kopf posiert Alina Ballhorn (15) vor der Kamera. In den Osterferien hat sie ihre Großtante Rosi in der Lüneburger Heide besucht, die Hutmodistin ist und früher Damenhüte anfertigte. Mit ihr hat Alina einen eigenen Hut gemacht. Nun kommt das Foto mit ihrer Kreation in die Gemeinschaftsausstellung „Alles Kopfsache“ von Stadtmuseum und Industriemuseum, die im Juli beginnt.
Am Internationalen Museumstag präsentieren die Besucher im Stadtmuseum ihre Hüte und erzählen ihre Geschichte oder probieren ein paar außergewöhnliche Exemplare aus. Alina erklärt, wie ihr Hut entstand: „Ich habe Filz über eine runde Kopfform aus Holz gestülpt, ein feuchtes Tuch darüber gelegt und dann mit heißem Wasserdampf und Bügeleisen darüber gebügelt.“ Damit der Filz die Form annimmt, musste der Hut eine Nacht über der Kopfform hängen bleiben. Ein grünes Band wickelte sie als Zierde darum. Fertig war der selbst gemachte Hut. In ihrer Freizeit trägt sie ihn jedoch nicht, nur zum Spaß. „Im Winter trage ich Mützen, sonst keine Hüte.“
Die vierjährige Gina setzt währenddessen einen verrückten Hut nach dem anderen auf: Tropenhut, Sombrero, feiner schwarzer Damenhut. Leise kichernd sieht sie sich ihr Spiegelbild an. Dann wählt sie einen silbernen Paillettenhut, so einen, wie ihn der Showmaster im Varieté trägt.
Den will Laurin (10) nicht aufsetzen. Ganz klar: Der lederne Piratenhut ist der beste. Denn so einen trägt schließlich auch Johnny Depp als Jack Sparrow in den Filmen „Fluch der Karibik“. „Der Pirat ist so witzig und Johnny Depp ein guter Schauspieler“, erklärt Laurin.
Besucherin Roswitha Wolf (64) traut sich auch an die abgefahrenen Modelle heran. Knallig pink ist einer und aus Plüsch. Ein anderer sieht aus, als gehöre er zu einer orientalischen Prinzessin. Roswitha Wolf schlüpft in verschiedene Rollen. „Je nachdem welchen Hut man trägt, wird man ein ganz anderer Typ“, sagt Nina Kliemke (29) vom Stadtmuseum. Gemeinsam mit Sebastian Hartmann berät sie die Gäste, fotografiert und filmt.
Roswitha Wolf: „Vor drei Jahren habe ich das letzte Mal für einen besonderen Anlass einen ledernen Hut getragen, auf einer Hochzeit. Ab und zu auch im Sommer einen Strohhut mit bunter Schleife.“ Und im Karneval: „Von meinem Großvater habe ich einen Chapeau-Claque geerbt. Den hatte ich auf und hab mich als Schornsteinfeger verkleidet.“
Eine Kopfbedeckung kann aber nicht nur lustig oder schick sein, sondern auch Leben retten. Vor dem Eingang steigt Hans Hartung (71) von seinem Fahrrad. Er hat auch etwas auf dem Kopf: seinen Fahrradhelm. Für die Museumsausstellung erzählt er seine Geschichte vor der Kamera. „Ich war mit dem Fahrrad unterwegs auf der Blankensteiner Straße. Am Rand wuchsen die Büsche über die Mauer hinaus. Ich bin einem Busch ausgewichen.“ Doch dahinter standen noch ein größerer Strauch und ein Plakatschild. Das streifte Hartung mit seiner Schulter, geriet ins Taumeln und stürzte auf die Straße. „Ich lag wie ein Maikäfer auf dem Rücken.“ Die Ärztin im Krankenhaus sagte zu ihm: „Zum Glück trugen Sie einen Helm.“ Hans Hartung: „Am Helm ist ein Stück rausgebrochen. Der Grünwuchs an der Blankensteiner Straße ist gefährlich für Radfahrer.“ Jetzt fährt er noch vorsichtiger und auf jeden Fall immer mit Helm – auf dem Kopf.