Hattingen. .

Die Hattinger Zeitung hat fünf Musikmacher zum Eurovision Song Contest befragt – das Ergebnis: Lena polarisiert.

Stefan Lex, 51, Tenor und Chordirigent

Herr Lex, verfolgen Sie den Eurovision Song Contest?

Stefan Lex: In den vergangenen Jahren habe ich ihn sporadisch verfolgt, dieses Mal werde ich ihn mir anschauen, weil er in Düsseldorf stattfindet.

Wie beurteilen Sie Lena?

Ich wundere mich, wie man mit so wenig Stimme so weit kommen kann. Sie verkörpert aber Sympathie. Viele sehen in ihr eine Freundin, Tochter oder eine nette Schwiegertochter. Das ist eine gute Marktstrategie. Ich denke, dass sie trotzdem nicht unter die letzten Drei kommt.

Was sagen Sie zur musikalischen Qualität des Wettbewerbs?

Ich fand den belgischen Auftritt und die Stimmen weltklasse. Es kommt auch auf die Lieder an, jedoch ist die Schönheit der Stimme nicht das ausschlaggebende Kriterium, sondern die Show, die gemacht wird, die Choreografie und der Background sind wichtig. Außerdem Originalität.

Mit welchem Lied würden Sie selbst beim ESC auftreten?

Ich würde nicht auftreten wollen. Ich bin zu sehr ein Klassiker, der Eurovision Song Contest ist eher etwas für die jüngere Generation.

Markus Meyer (33) ist Schlagzeuger der Band Phoney 14

Herr Meyer, verfolgen Sie den Eurovision Song Contest?

Markus Meyer: Natürlich. Ich war Donnerstagabend sogar in Düsseldorf. Es war einfach ganz großes Kino.

Wie beurteilen Sie Lena?

Schwierig zu sagen. Eigentlich ist sie okay. Im Casting war sie meine Favoritin, ihre Musik ist Geschmackssache. Ich denke, polarisierende Künstler wie sie sind meist die stärksten.

Was sagen Sie zur musikalischen Qualität des Wettbewerbs?

Natürlich hat der ESC seine Daseinsberechtigung. Aber den Zuschauern muss auch klar sein, dass bei dieser Veranstaltung kaum ein Künstler seine Stücke selbst komponiert hat. Leider bleiben die eigentlichen Songwriter immer im Hintergrund.

Mit welchem Lied würden Sie selbst beim ESC auftreten?

Ich finde es immer wieder schön, wenn ein deutschsprachiger Song vorgetragen wird. Wichtig wäre für mich, dass ich als Interpret meinen Song selbst geschrieben habe. Daher würde ich mich für „Thank You“ von meiner Band Phoney14 entscheiden.

Kati Camara (24) ist Jazz-, Pop- und Soul- Sängerin

Frau Camara, verfolgen Sie den Eurovision Song Contest?

Kati Camara: Nein, an sich verfolge ich den ESC überhaupt nicht. Ich interessiere mich einfach nicht für diese Veranstaltung.

Wie beurteilen Sie Lena?

Naja, ich finde sie nicht gerade cool. Ich persönlich würde sie auch nicht wirklich als Sängerin bezeichnen. Deutschland hat doch mit Sicherheit Besseres zu bieten.

Was sagen Sie zur musikalischen Qualität des Wettbewerbs?

Für mich wirkt der Wettbewerb wie eine Schlager-Veranstaltung. Außerdem ist die musikalische Qualität alles andere als gut. Was ich aus den Medien mitbekomme, wirkt auf mich, als ginge es beim ESC um viel Show und wenig Qualität.

Mit welchem Lied würden Sie selbst beim ESC auftreten?

Da gibt es zu viele gute Songs. Ich könnte mich überhaupt nicht für einen speziellen entscheiden. Aber letztendlich könnte ich mir, ehrlich gesagt, sowieso nicht vor­stellen, überhaupt beim Eurovision Song Contest aufzu­treten.

Armin Eichenhart (59) ist Musiker und Wolfgang-Petry-Double

Herr Eichenhart, verfolgen Sie den Eurovision Song Contest?

Armin Eichenhart: Auf den Sendern wird viel darüber berichtet, es ist unvermeidbar, ihn nicht mitzubekommen.

Wie beurteilen Sie Lena?

Sie erinnert mich an meine frechste Tochter. Ich finde gut, dass sie sich nicht in eine Ecke stellen lässt. Sie sieht harmlos aus, hat aber Haare auf den Zähnen. Ein Mädchen, das nicht bei anderen schleimt, sondern ihre ehrliche Meinung sagt, selbst wenn die andere schockt.

Was sagen sie zur musikalischen Qualität des Wettbewerbs?

Ich habe die Teilnehmer der anderen Länder nicht gehört. Die Komponisten sind professionell. Es wird viel Wert auf die Kostüme und die Choreografien gelegt. Stefan Raab ist ein geschickter Vermarkter und er hat Ahnung von Musik.

Mit welchem Lied würden Sie selbst beim ESC auftreten?

Ich würde ein Lied schreiben über Europa, die Hoffnung bei der Vereinigung und die derzeitige Lage. Oder über Japan. Man sollte es nutzen, dass Millionen von Menschen zuhören.

Andreas (Acki) Löbbecke (45) ist Sänger vom Duo Taktlos

Herr Löbbecke, verfolgen Sie den Eurovision Song Contest?

Acki Löbbecke: Nee, ich verfolge das Ganze kaum, da ich momentan selbst viel unterwegs bin. Letzten Mittwoch war ich in Düsseldorf und habe ein wenig von der Stimmung mitbekommen.

Wie beurteilen Sie Lena?

Ihre Musik ist nicht gerade meine Richtung. Als ich sie bei einem Live-Auftritt gesehen habe, empfand ich sie als sehr gewöhnungsbedürftig. Ihre Musik ist nicht sehr hochwertig und auch die Songwahl ist Geschmackssache.

Was sagen Sie zur musikalischen Qualität des Wettbewerbs?

Der Wettbewerb hat keine hohe Qualität. Das Geld regiert die gesamte Veranstaltung. Ich frage mich, wie einige Songs und Interpreten gewählt werden konnten. Die Künstler versuchen mit ihren Bühnenshows über die musikalische Qualität hinwegzutäuschen.


Mit welchem Lied würden Sie selbst beim ESC auftreten?

„A Whiter Shade of Pale“ von Procol Harum. Bei diesem Lied bekomme ich Gänsehaut.