Hattingen. .
Der Kalte Krieg ist vorbei. Der Bund trennt sich von seinen Bunkern. Der am Reschop soll im Sommer verkauft werden.
Im September 1941 beginnt die Firma Werner mit dem Bau des „Luftschutzhauses Nr. 19“ an der heutigen August-Bebel-Straße. Als das Gemäuer mit einer Wandstärke von 2,15 Metern im Sommer 1944 erstmals genutzt werden kann, sind rund 8700 Kubikmeter Eisenbeton und etwa 1250 Kubikmeter Stampfbeton in die Konstruktion des Architekten Georg Knaup geflossen. 685 Liege- und 261 Sitzplätze sind in dem Hochbunker vorgesehen. Inoffiziell heißt es, bei Bedarf fänden 4000 bis 5000 Personen Platz.
Nach dem Kriegsende wird der Reschop-Bunker wie fast alle seiner Zeit zunächst noch gebraucht. Berlin-Blockade, Korea-Krieg, Kuba-Krise – die Sicherheitslage verlangt nach Luftschutzräumen für die Zivilbevölkerung. Aber auch das ist inzwischen lange her. Bereits vor dem Ende des Kalten Krieges, Mitte der 1970-er Jahre, wird der Betonklotz im Herzen der Stadt eher als Schandfleck, denn als Schutzraum empfunden. 1986 werden Innenausbau und Außenfassade noch einmal hergerichtet. 1989 fällt die Berliner Mauer.
Es dauert noch bis 2007, ehe der Bund als Eigentümer die Stadt Hattingen fragt, ob der Reschop-Bunker für Zwecke des Katastrophenschutzes noch benötigt werde. Die Antwort: nein. Seitdem führen die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben und die Hattinger Stadtverwaltung ein Übergabe-Übernahme-Tauziehen mit ständig wechselnden Vorzeichen auf. Mal will die Bundesbehörde verkaufen, dann wieder nicht. Mal will die Stadt kaufen, dann wieder nicht. Mal ist von einem „möglichen Kaufpreis von einem Euro“ die Rede, dann wieder von einer „erheblichen Belastung mit Schimmelpilz“.
In diesem Jahr, so scheint’s, kommt nun Bewegung in die Sache. Der Bund macht Ernst mit dem Verkauf. Wilhelm Stümler, Verkaufsbeauftragter im Dortmunder Büro der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben: „Wir werden den Hattinger Reschop-Bunker noch im Sommer 2011 zum Verkauf anbieten. In Inseraten wird er gegen ein Höchstgebot ausgeschrieben.“
Eine politische Meinungsbildung zum Kaufangebot gibt es nicht. Eine eigene Meinung dazu hat der Kämmerer gleichwohl. „Die Stadt braucht keinen Bunker und hat für einen Kauf auch kein Geld“, sagt Frank Burbulla. Was die Stadt hat: Befürchtungen. Schließlich markiert der Zustand der Immobilie nur eine Seite der Schandfleck-Debatte. Die Lage ist top: ein Filetstück für die Stadtentwicklung.
Mit Blick aufs angrenzende Grundstück des aufgegebenen Kinos hat der Stadtrat im April erst mit einem Dringlichkeitsbeschluss dafür gesorgt, dass Spielhallen als neue Nutzung ausgeschlossen sind. Das gilt auch für das Bunker-Areal. Andere Vorschläge mit Publikumsverkehr liegen seit 2004 auf dem Tisch. Der Gutachter der Rahmenplanung Innenstadt kann sich eine Nutzung als Diskothek oder Hotel, als Kunst- oder Kulturstätte vorstellen. Mittlerweile hat auch Lothar G. Stalter ein Auge auf den Standort geworfen. Er vermarktet die Kino-Immobilie und findet die Entwicklung reizvoller, wenn der alte Bunker und das alte Central gemeinsam überplant werden.