Hattingen.

Steigende Preise auf dem Weltmarkt lassen auch die Zahl der Diebstähle im EN-Kreis in die Höhe schnellen.

Metalldiebe schrecken vor nichts zurück. Sie montieren die Halterungen der Hochspannungsleitungen der Bundesbahn zwischen Wetter und Witten ab und riskieren einen folgenschweren Unfall. Hundert Menschen befanden sich in einem Zug in Gefahr. Über Nacht fehlen die Dachrinnen an einem Supermarkt in Ennepetal. Dirk Nähle von der Kreispolizei braucht nicht lange über den Grund nachzudenken: „Die Metallpreise steigen und steigen und steigen...“

Der jüngste Fall stammt von Dienstagabend: Vier Maskierte dringen gegen 22.50 Uhr gewaltsam durch ein Rolltor in eine Firmenhalle an der Schwelmer Prinzenstraße ein, nachdem sie zuvor die Halogenfluter mit einer Steinschleuder außer Kraft gesetzt und auch den Bewegungsmelder zerstört haben. Beleg sind die Bilder der Überwachungskamera. Das Quartett stiehlt Kupferschrott.

Zwei Jahre hätten die Fahnder Ruhe vor den Metalldieben gehabt, so der Experte: „Ende 2010 haben die Metalldiebstähle dann wieder sprunghaft zugenommen.“ Der Preis auf dem Weltmarkt hätte sich bis auf die Städte des Ennepe-Ruhr-Kreises ausgewirkt. Für kleine Verbrecher lohnte es sich, wieder nach Metall Ausschau zu halten. Meist ist der Schaden für die Opfer größer als der reine Materialwert. Im April sägten die Diebe an der Baustelle am Gevelsberger Ennepe-Bogen nicht nur das Elektrokabel in einem Rohbau, sondern auch gleich das an einem Baukran ab. Im selben Monat brechen Täter das Rolltor eines Unternehmens in Schwelm auf und nehmen eine Palette mit, auf der Kupferplatten lagern. Auch im April fehlen auf einer Baustelle in Herdecke Stahlstangen mit einem Gesamtgewicht von 3000 Kilogramm. Ein paar Tage später stellt ein Bauherr in Hattingen fest, dass die Kupferrohre und -kabel, die seine Handwerker in dem verschlossenen Rohbau gelagert hatten, nicht mehr da sind. Sogar auf Friedhöfen schauen sich die Täter um, ob Metall an den Gräbern abzumontieren ist. „Das ist schon erschreckend“, sagt Nähle und beruhigt gleichzeitig die Bürger: „Gefährlich sind diese Diebe nicht. Sie kommen meist in der Nacht und flüchten schnell, wenn sie sich beobachtet ­fühlen.“

Wenn in großem Stil Metall gestohlen wird, haben auch schon einmal osteuropäische Banden ihre Hände im Spiel. Nähle: „Sie nehmen die Beute mit in ihre Heimat und lassen sie dort einschmelzen.“ Aber auch hier fällt es kaum auf, wenn zum Beispiel sieben Tonnen Schrott in den Dortmunder Hafen gebracht werden. „Dort ist ein Schrotthändler nach dem anderen“, weiß Nähle.

Diejenigen, die mit Altmetall handeln, sind Nähles beste Verbündete bei der Fahndung nach Langfingern: „Entweder sind sie betroffen, weil bei ihnen gestohlen wurde, oder ihnen wird gestohlene Ware angeboten.“ Auch die nächtlichen Streifen, das zeigt so mancher Polizeibericht, haben ein Augenmerk auf Lieferwagen, die schwer beladen durch die nächtlichen Straßen fahren.

Der steigende Metallpreis bringt auch einen positiven Nebeneffekt. An den Rändern der Straßen oder neben den Parkplätzen im Ennepe-Ruhr-Kreis sind keine wild abgekippten Kühlschränke oder Herde mehr zu sehen. Nähle: „Heute schleppt ihnen jeder Schrotthändler die schwerste Waschmaschine aus dem ­Keller.“