Der Ruhrverband rät dringend vom Plantschen in der Ruhr ab. Das Wasser habe keine Badewasser-Qualität.

Das Leben könnte kaum schöner sein. Die Henkes haben es sich in der Ruhr bequem gemacht. Vater Ulrich (50) sitzt unter dem Sonnenschirm im Wasser. Die Töchter Michelle (12) und Sina (9) stürzen sich in der Flussmitte in die Wellen.

Die Idylle an der Ruhr unterhalb der Tippelstraße scheint perfekt. „Das ist der Fluss mit der besten Wasserqualität in ganz Deutschland”, sagt Ulrich Henke. Der gebürtige Essener nutzt die Ruhr seit seiner Kindheit zum Baden. Geschadet habe ihm das noch nie. So oft er im Sommer mit seiner Familie auf dem Campingplatz in Hattingen sei, so oft gehe er in die Ruhr.

„Die Wasserqualität der Ruhr ist durch den Ausbau der Kläranlagen konstant besser geworden”, sagt Ruhrverbands-Sprecher Markus Rüdel. Er warnt dennoch ausdrücklich vor dem Bad im Fluss: „Wir holen in den Kläranlagen keine Darm-Bakterien aus dem Wasser. In Deutschland ist es üblich, dass man den Ablauf nicht desinfiziert.” So komme es vor, dass die Grenzwerte immer mal wieder überschritten werden.

Gerade nach starken Regenfällen sei die Wahrscheinlichkeit groß, dass sich besonders viele Bakterien im Wasser bedinden. Dann sei nämlich die Kapazität der Überlaufbecken an den Kläranlagen überschritten. Das Abwasser laufe wie vom Gesetz vorgesehen ungeklärt in die Ruhr. „Die Kläranlage kann nicht alles aufnehmen.” Heißt vereinfacht: Der Schwimmer entspannt im ungünstigen Fall in einem bunten Fäkalienmix.

„Wir erlauben das Baden nicht, weil die hygienischen Anforderungen, die ein EU-Badegewässer aufweisen muss, nicht erfüllt werden”, sagt Rüdel. Dazu gehöre auch die regelmäßige Überwachung von Badestellen.

„Es gibt extra ausgewiesene Bereiche an den Talsperren”, sagt Rüdel. Dort nehme der Ruhrverband wöchentlich Proben, um zu überprüfen, wie viele Bakterien tatsächlich im Wasser seien. In anderen Bereichen der Ruhr werde allenfalls monatlich gemessen. Die Talsperren im Sauerland (Bigge, Henne, Lister, Möhne und Sorpe) dienen auch der Trinkwassergewinnung.

Für ausdrückliche Badeverbote seien die Städte verantwortlich. In Hattingen gibt es kein generelles Badeverbot. Die Stadt warnt auf Hinweistafeln vor der lebensgefährlichen starken Strömung. Solche Schilder stehen am Wehr zwischen Campingplatz Stolle, Landhaus Grum und der Birschel Mühle.

Die neunjährige Sina wagt sich unterhalb der Tippelstraße gerne quer durch den Fluss. „Manchmal habe ich ein bisschen Angst. Die Strömung ist sehr stark, wenn es vorher geregnet hat.” Auch vor solchen Manövern warnt der Ruhrverband. „Baden in offenen Gewässern ist nicht ungefährlich.” Es gebe in Deutschland mehr Tote in Binnengewässern als an Nord- und Ostsee.

Zur Gefahr können auch Pflanzen und Tiere werden. Die Bade-Dermatitis kann zur unangenehmen Erinnerung werden. Die juckenden Pusteln werden durch kleine Larven ausgelöst, die sich in der menschlichen Haut einnisten. Wasservögel geben die Eier über ihren Kot ins Wasser ab. Die Pusteln heilen nach 20 Tagen ohne Therapie wieder ab. Markus Rüdel: „Bisher hat es Einzelfälle gegeben.”