Wer sind wir und wie viele? Dies zu beantworten, ist Ziel des Zensus 2011, der großen Volkszählung. Also nicht wundern, wenn es ab dem 9. Mai klingelt und Sie, lieber Leser, zu einem der Auskunftspflichtigen gehören. Etwa zehn Prozent der Bewohner des Landes sind es insgesamt. Dann steht einer der rund 60 Hattinger Interviewer vor der Tür und stellt unter anderem Fragen zu Wohnort, Herkunft, Ausbildung, Wohnsituation, beruflicher Tätigkeit, aber auch nach dem Familienstand. 46 Fragen sind es insgesamt – eine dürfen die Bürger auslassen: welcher Religion sie angehören.

Susanne Plata (41) ist eine der Interviewer. Sie arbeitet bei der Stadtverwaltung im Fachbereich für Ratsangelegenheiten, Wahlen und Logistik. Privat erhebt sie für den Zensus die Daten. Für die ehrenamtliche Arbeit wird vom Land NRW eine Entschädigung gezahlt, die je nach Art des Befragungsbogens oder Art des Ausfüllens zwischen 2,50 und 15 Euro liegt.

Jedoch fragt Susanne Plata nicht in den Privathaushalten nach, sondern besucht Sonderbereiche. „Ich gehe in Altenheime, dabei ist der Fragebogen aber nicht so umfangreich wie in den Haushalten“, erläutert sie ihre Aufgabe. Auch in den Altenwohnheimen müssen die Bewohner angeben, wer sie sind, seit wann sie in der Einrichtung wohnen und woher sie stammen. „Der andere Sonderbereich sind Kliniken oder Gefängnisse“, erklärt Gerd Germakowsky (55), Leiter der Erhebungsstelle in Witten. Die koordiniert den Zensus für den Ennepe-Ruhr-Kreis.

Vor dem Zensus werden die Auskunftspflichtigen per Brief informiert, dass Susanne Plata kommt und beim Ausfüllen hilft. Alternativen zum Besuch sind Ausweichtermine oder Angaben übers Internet. Keine Wahl haben die Menschen, die befragt werden: Sie müssen die Angaben machen. Dazu verpflichtet das deutsche Zensusgesetz, das im Jahre 2009 in Kraft getreten ist.

Vor dem Zensus erhält Susanne Plata eine Schulung. „Die ist Pflicht. Sonst dürfte ich die Befragung nicht machen“, sagt sie. Germakowsky erläutert: „Die Beauftragten lernen, wie sie die Fragebögen ausfüllen, die Erhebungslisten führen und wie sie Termine ankündigen. Und sie müssen das Statistikgeheimnis wahren. Datenschutz ist ein wichtiges Thema.“

Susanne Plata hat schon Erfahrung mit dem Zensus. Als das letzte Mal das Volk gezählt wurde, hat sie auch mitgemacht. „Das hat Spaß gemacht“, sagt sie. 1987 hat sie die Menschen in den Haushalten befragt. Ein großer Aufwand sei das gewesen. „Es wurde ja jeder befragt.“ Damals wie heute habe sie sich freiwillig gemeldet. „Nun gezielt fürs Altenheim gemeldet, denn ich spreche gerne mit älteren Menschen.“

Bei fremden Menschen anzuklingeln und sie zu fragen was und wo sie arbeiten und zu sehen, wie sie wohnen, ist nicht immer leicht, vielleicht auch mal unangenehm. Susanne Plata sagt: „Ich gehe offen auf Menschen zu, da habe ich keine Probleme. Aber wir werden auch nicht in der unmittelbaren Nachbarschaft eingesetzt.“