Hattingen. . Wenn die Lokführer streiken, ist die Verbindung von Hattingen nach Essen gekappt. Pendler Thomas Röthig träumt vom Bus.

Wenn die Lokführer streiken, ist die Verbindung von Hattingen nach Essen gekappt. Pendler Thomas Röthig träumt vom Bus.

Thomas Röthig pendelt. Jeden Tag, zur Arbeit nach Essen, mit dem Öffentlichen Personen-Nahverkehr, kurz ÖPNV genannt. Meistens geht das gut. Außer, wenn es Probleme mit der S 3 gibt. Wie in der vergangenen Woche, als die Lokführer streikten, oder wie im Winter, als die Gleise vereisten. Da war die einzige direkte Verbindung zwischen Hattingen und Essen gekappt.

Deshalb hat sich Röthig etwas ausgedacht. „Ich wünsche mir als Hattinger Bürger und Pendler eine zweite Alternativ-ÖPNV-Verbindung nach Essen-Mitte“, sagt er. Ihm schwebt ein Schnellbus vor, wie jene, die Hattingen mit Bochum, Witten und Ennepetal verbinden. Auch eine mögliche Strecke hat Röthig schon parat: Hattingen-Mitte – Nierenhof – Niederbonsfeld – Essen-Kupferdreh – Rellinghausen – Rüttenscheid – Essen Hauptbahnhof. Mit dieser Streckenführung könne man dann auch gleichzeitig die jüngst wegen mangelnder Fahrgäste eingestellte Buslinie 177 wiederbeleben. Und Röthig denkt noch weiter: Nicht nur, dass Hattinger leichter in die Nachbarstadt gelangen könnten – auch umgekehrt könne die Linie Essener Ausflügler in die Altstadt bringen und so gleich auch noch die Gastronomie ankurbeln.

„Grundsätzlich finde ich die Idee gut“, sagt Achim Paas, Fraktionschef der SPD im Rat der Stadt Hattingen. Er selbst habe lange Zeit von der guten Schnellbus-Anbindung nach Bochum profitiert. Allerdings: Trotz der guten Idee zweifelt er an der Machbarkeit. Schließlich werde im Ennepe-Ruhr-Kreis gerade an einer Kostenoptimierung des ÖPNV gearbeitet. Kaum genutzte Buslinien wurden bereits eingestellt.

Keine guten Zeiten also für neue Linien über Land. Zumal Hattingen durch die S-Bahn an Essen, Mülheim und Oberhausen direkt und schnell angebunden sei, so Paas.

Das sieht auch FDP-Fraktionschef Gilbert Gratzel so, formuliert allerdings etwas schärfer: „Was will man dem Steuerzahler alles zumuten?“ Gerade sogenannte Parallelverkehre müssten vermieden werden. Es sei unstrittig, dass auch im Nahverkehr gespart werden müsse. „Sparen ist mit Entbehrungen verbunden und nicht mit Vergnügen“, sagt der Stadtverordnete.

Er habe durchaus Verständnis für die streik- und wettergeplagten Pendler und deren Wünsche nach alternativen Verbindungen. Aufgabe der Politik sei es jedoch, die finanziellen Möglichkeiten auszuloten. Und die seien momentan bekanntlich schlecht.

Ein klares Nein also aus der liberalen Ecke. Ein „Warum nicht“ hält CDU-Fraktionschef Gerhard Nörenberg dagegen. „Das wäre eine Frage für unsere Kreistagsabgeordneten“, sagt er, „warum sollte man das nicht prüfen – es gibt doch Zahlen, wie viele Menschen nach Essen pendeln.“ Auch ein konkreter Vorschlag fällt ihm ein: „Man könnte probieren, den Schnellbus von Burgaltendorf nach Hattingen hin zu erweitern.“

Begrüßen würde auch Stefan Kietz-Borgwardt von den Grünen/FWI einen neuen Bus nach Essen. „Wir sind immer der Auffassung, dass es optimal wäre, wenn solche Verbindungen da sind“, sagt er, aber: „Ich bin sehr ernüchtert, was die Realisierungschancen angeht.“ Und das nicht nur aus Haushaltsgründen, sondern auch, weil es schwierig sei, die unterschiedlichen beteiligten Nahverkehrsunternehmen an einen Tisch zu bekommen. „Die blocken solche Lösungen ab“, fürchtet er.