Die St.-Mauritius-Kirche in Niederwenigern ist nie Bischofssitz gewesen. Die Bezeichnung wird trotzdem toleriert.
Niederwenigerns größtes Aushängeschild trägt den Namen St. Mauritius und steht auf dem Domplatz. Erbaut wurde es von Architekt Friedrich von Schmidt – einem Domwerkmeister der Kölner Dombauhütte – zwischen 1858 und 1861. Doch handelt es sich gar nicht um einen Dom, sondern um eine Kirche.
Jeder der etwas mit dem Gotteshaus zu tun hat, kennt die Gründe, warum die Bezeichnung Dom eigentlich falsch ist – aber allen ist es egal, dass die Wennischen ihrer Kirche trotzdem diesen Beinamen verpasst haben. „Der Begriff Dom ist nicht geschützt, deshalb muss es sich dabei nicht immer um einen Bischofssitz handeln”, sagt Pastor Werner Bering. Sogar das Bistum Essen stört sich nicht im Geringsten am falschen Etikett. „So dogmatisch sind wir nicht. Außerdem gibt es so etwas häufiger, besonders in kleineren Orten”, sagt Dr. Herbert Fendrich, bischöflicher Beauftragter für Kunst und Kultur im Bistum Essen.
In die selbe Kerbe schlägt Niederwenigerns ehemaliger Pastor Eberhard Stute. „Volkstümlich ist es ein Dom, früher gab es nebenan ja sogar das Domcafé.”
Der Dom, der gar keiner ist, hat jedoch auch einen Namen: St. Mauritius. Über dessen Herkunft wird eher spekuliert. Spuren führen in den Burgund. „Seit der Zeit Kaiser Ottos des Großen (912 bis 973) wird der Heilige Mauritius verehrt”, sagt Pastor Bering. Mauritius soll Offizier einer römischen Legion gewesen sein, der als Reichsheiliger und Patron zahlreicher Kirchen verehrt wird.
Nur unwesentlich jünger ist die Kirchengeschichte Niederwenigerns. Eine Kirche wird erstmals im Jahr 1147 genannt, so alt ist der heutige Bau aber nicht. Erst am 4. Juli 1861 feierten die Wennischen den ersten Gottesdienst in der Mauritius-Kirche – drei Jahre nach der Grundsteinlegung. Erbaut wurde sie im neugotischen Stil. Doch Vorsicht, der markante Turm stammt bereits aus dem 12. Jahrhundert. Er blieb aus Kostengründen erhalten.
120 000 Mark wurden trotzdem fällig, obwohl eine ordentliche Ausstattung gar nicht im Preis inbegriffen war. Zahlreiche Reliquien erhielt die Kirche in den Jahrzehnten nach ihrer Einweihung als Geschenk von Privatleuten.
Im Gegensatz zu den Investitionen in heutiger Zeit wirkt diese Summe eher blass. Allein die Renovierung in den späten 1990er Jahren schlug mit rund 850 000 Mark zu Buche, die Restaurierung der Orgel im Jahr 2000 verschlang satte 400 000 Mark.