Hattingen.
Dä Overholthüser motten ihren Motivwagen ein und laufen. Das Zug-Konzept hätte am Dienstag beim Kreis sein müssen.
Der Sarg ist schon gezimmert. Dä Overholthuser inszenieren ihre eigene Beerdigung. Zum ersten Mal seit 16 Jahren werden sie nicht mit einem Motivwagen am Rosenmontagszug teilnehmen.
Zwei von sechs Wagen sind raus dem Spiel. Der Aktivenkreis hofft nun, dass die anderen vier am Donnerstag zum TÜV antreten. Die Stadt ihr Konzept billigt, an den Kreis weiterreicht und dieser es akzeptiert. Damit nicht auch dem Zug die Totenglocke läutet.
Dä Overholthuser werden auf jeden Fall ihren Wagen einmotten und, statt aus luftiger Höhe aufs närrische Volk herabzublicken, zum Fußvolk werden. Auf die Stadt sind sie stinksauer.
Nicht weil die seit der Loveparade in Duisburg verschärft auf Sicherheit achtet. Im Stich gelassen fühlt sich die Gruppe, weil sie erst in letzter Minute erfahren habe, welche Auflagen es für den Wagenbau gibt. „Sollen wir jetzt ein Stück absägen“, fragen sich Fred Remmel und Peter Oberdellmann. Und fahren das Metermaß aus. Bisher haben sie immer so gezimmert, dass sie mit Aufbau durchs Tor kamen. Nicht höher als 4,50 Meter eben. Jetzt erlaube das Ordnungsamt nur noch vier Meter. Außerdem haben sie den Wagen für die Kinder und die Beschallung immer bewusst getrennt. Und sind mit zwei Anhängern gefahren. Das ist nicht mehr erlaubt. Weshalb sich Dä Overholthuser auf die Socken machen und das närrische Treiben von unten betrachten, wenn nicht schon Rosenmontag Aschermittwoch ist. Bei den Süßigkeiten hatten sie Glück. Die waren noch nicht geliefert, konnten abbestellt werden. So dass die Gruppe auf diesen Kosten nicht sitzen bleibt.
Der Aktivenkreis, der den Umzug in Eigenregie veranstaltet, hofft alles hinzukriegen. Helfer und Ordner seien dank Unterstützung der Autoparty gefunden, Bürger seien aber trotzdem noch willkommen. Die Zufahrt Am Hagen zur Reha-Klinik soll nicht blockiert werden. Auf Fluchtwege und Absperrungen wurde laut Aktivenkreis geachtet. „Wir haben getan, was wir konnten“, sagt Zugsprecher Thomas Behling. Ob es genug war, weiß er nicht: „Wir schreiben nicht jeden Tag ein Sicherheitskonzept.“
Schnell genug war es jedenfalls nicht. „Das Konzept hätte uns am 24. Februar vorliegen müssen“, sagt Thomas Griesohn-Pflieger, Pressereferent der Stadt. Es sei am Dienstag eingegangen, weise aber so viele Mängel und Lücken auf, dass es nicht einfach an den Kreis geschickt werden könne. Wenn es am Mittwoch eintreffe, „müssen wir gucken, wie wir damit umgehen“, sagt Kreissprecher Ingo Niemann. Vorgabe sei: vier Wochen vorher. Ob die Behörde das noch schafft, kann er nicht sagen. Geprüft werden müsse, ob Einvernehmen herrscht und „das Konzept plausibel und schlüssig ist“.
Kommentar: Lustige Miene zum traurigen Spiel
Unabhängig davon, ob man selbst jeck ist oder nicht, den karnevalistischen Trubel liebt oder ihm lieber aus dem Weg geht: Im Moment möchte man nicht gern in der Haut der Narren stecken, die den Kopf hinhalten müssen für den Rosenmontagszug.
Für den sieht es alles andere als gut aus. Offensichtlich wäre er noch am ehesten zu retten, wenn die Beteiligten die roten Nasen tiefer tragen und nur zu Fuß, nicht aber vom Wagen aus agieren würden. Laut Stadt ist dies der größte Knackpunkt. Die kommunalen Ordnungshüter haben Veranstaltungen drinnen abgesagt, weil das Risiko zu groß war.
Die Narren sind nicht zu beneiden. Lassen sie die Wagen weg, wandern Besucher ab zu attraktiveren Zügen. Tun sie’s nicht, ist vielleicht der ganze Zug Geschichte. Wenn er nicht wegen versäumter Fristen schon abgefahren ist. Rosenmontagszüge treten in anderen Städten aus Sicherheitsgründen gar nicht erst an. Lustig zu sein ist im Moment ganz schön traurig.
Brigitte Ulitschka