Hattingen.

Zum meteorologischen Frühjahrsanfang schreibt Dirk Janzen, Leiter der Biologischen Station im EN-Kreis, seine Kolumne.

Munteres Trällern, Zwitschern und Flöten überall. Herrliche Klänge durchschneiden die Morgenluft, es grüßen die gefiederten Freunde,der Frühling lässt nicht mehr lange auf sich warten. Dies besagt auch der „Phänologische Kalender“, der sich nach der Entwicklung der Natur richtet. Meteorologisch startet das Frühjahr am 1. März, kalendarisch fast drei Wochen später, am 20. März.

Der „Phänologische Kalender“ betrachtet Naturereignisse und ändert sich daher von Jahr zu Jahr und von Region zu Region. Wenn zum Beispiel in Hattingen schon die Forsythien blühen, kann es gut sein, dass sie im höher gelegenen Breckerfeld noch zwei Wo­chen auf sich warten lassen.

Lautes Getöse

Dieser Kalender nun spricht von Vor-Frühling, wenn die Schneeglöckchen blühen. Also, liebe Naturfreunde: Es ist soweit. Doch nicht nur wir Menschen atmen auf und genießen jeden zu erhaschenden Sonnenstrahl. Auch die Tierwelt nimmt diese Veränderungen wahr. Die schwarzgefiederte Amsel verrät uns mit ihrem lauten Getöse, dass die Männchen schon eifrig ihre Reviere abstecken und es sogar auf dem Boden zu körperlichen Revierkämpfen kommt. Auch die Kraniche wandern bereits zurück gen Norden und die Rauchschwalbe kommt aus ihrem Winterquartier zurück und richtet ihre Nester zurecht. Mit seinem hartnäckigen und unentwegten Trommeln plant auch der Specht schon die Fortpflanzung.

Das Landesumweltministerium hat jüngst eine aktuelle „Rote Liste“ veröffentlicht. Die besagt, dass die Hälfte aller Tierarten auch hier in NRW gefährdet ist, wobei die Gesamtbilanz im Vergleich zu 1999 konstant geblieben ist. Die Bestände von Tieren, die unter der intensiven Landwirtschaft leiden, schrumpfen. Darunter sind Feldlerche, Kuckuck und Feldsperling sowie auch Wespen, Bienen und Schmetterlinge.

Dagegen konnten im Zuge von Naturschutz-Maßnahmen – wie der Renaturierung von Gewässern – Fischotter, Bachforellen und Lachse wieder verstärkt heimisch gemacht werden. Auch der Bestand des Feldhasen hat sich erholt, während für Weißstorch, Uhu und Biber Artenschutzprogramme laufen.

Im Ennepe-Ruhr-Kreis fehlen uns noch viele Daten bezüglich der Erfassung der Tier- und Pflanzenarten. Intensive Landwirtschaft wird hier kaum noch betrieben und die Gewässer haben eine gute bis sehr gute Wasserqualität. So sehen für viele Arten potenziell die Lebensgrundlagen nicht schlecht aus. Aber die Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied: Also was nützt es uns, wenn es bei uns im Kreis gute Lebensgrundlagen gibt, aber landesweit der Artenschwund voranschreitet? Wir alle sind gefragt, etwas für unsere Tier- und Pflanzenarten zu tun.

Hinweisen von Landwirten zufolge, sollen Fischotter im Tal der Ennepe wieder gesichtet worden sein. Er ist der Biologischen Station bisher leider nicht begegnet, dafür aber der aus Nordamerika eingeführte Waschbär umso häufiger.

Im Garten ist noch wenig zu tun. Stauden können geteilt und Rosen heruntergeschnitten werden (um drei bis vier Augen zurückschneiden). Das Abholzen und der massive Schnitt von Hecken ist ab sofort nicht mehr erlaubt. Hingegen darf das ganze Jahr über dem störrischen Grün ein leichter Form- und Pflegeschnitt verpasst werden.

Möchten Sie den heimischen Insekten einen Dienst erweisen, dann sollten Sie jetzt schnell ein Insektenhotel aufhängen. Da Amphibien jetzt schon ihre Eier abgelegt haben, gilt Zurückhaltung für die Arbeit am Gartenteich.