Hattingen.

Die Gaststätte Geldmann steht zum Verkauf. Eine Entscheidung der Eigentümer, da es keine langjährigen Pächter gab.

Knobelklubs, Skatbrüder oder Sparverein: Sie haben in Niederwenigern ihr frisch gezapftes Pils in der Gaststätte Geldmann genossen. Viele Feste haben Nachbarn an der Essener Straße erlebt. Sie haben ihre Geburtstage und die Kommunion der Kinder gefeiert. Die Ortspolitiker haben diskutiert. Feierabendbier oder Kaffeetafel nach einer Beerdigung gehörten dazu. Jetzt steht das Haus leer, die Türen sind verschlossen. „Zu verkaufen“ steht auf den Schildern an der Fassade. Dazu haben sich die Eigentümer entschieden, nachdem sie Pech mit ihren Pächtern hatten.

In dem Kasten, in dem Schnitzel auf der Speisekarte standen, wird die Immobilie nun angepriesen: als vielseitiges Wohn- und Geschäftshaus in exponierter Lage, Baujahr 1900. Rund 400 Quadratmeter Grundstück, die Gastronomie und eine Wohnung gehören dazu. Genauso wie die Erinnerung an die guten, alten Zeiten, an das Ehepaar Irmgard und Jürgen Kickermann, die Wirtsleute, die 21 Jahre lang das Lokal betrieben haben.

Zapfenstreich hieß es im Sommer 2007, als sie sich in den Ruhestand verabschiedet haben. Die Zukunft der Gaststätte war damals ungewiss.

Gegründet hat Wilhelm Ohm (genannt Geldmann) das Lokal 1890. 117 Jahre später war auf einmal Wohnraum an der Stelle im Gespräch und das Fernsehen im Dorf. Der Sender RTL drehte für seine Serie „Unser neues Zuhause“. Eine Hattinger Unternehmerin kaufte die Immobilie im Jahr 2007 für 120 000 Euro. Sie plante eine Perlenwerkstatt, bis ihr offenbar schnell Zweifel kamen. Von denen erfuhr Familie Figge, die die Geschichte um Geldmann im Fernsehen verfolgt hatte. Architekt Horst Figge (78) handelte: Er kaufte die Gaststätte. Zum einen, weil einer der Söhne Hotelfachmann ist, der das Lokal irgendwann hätte übernehmen können. Aber auch, weil sie die Gaststätte für ihr Dorf haben erhalten wollen, sagt Brigitte Figge (73). Hier habe ihr Mann so viele Häuser gebaut, auch die Reithalle am Dumberg.

Als die langjährigen Pächter dann ausgezogen sind, entdeckten die neuen Eigentümer, dass es viel zu tun gab. Sie investierten in Heizung, neue Elektroinstallationen und in die Küche samt neuem Boden, Decke, Gasofen und Herd.

Der neuen Einrichtung folgte der neue Pächter im Mai 2008. Detlef Hannig führte zeitgleich zwei Gaststätten: Geldmann und „Zum Bürgerkrug“ in Burgaltendorf, wo er seit sieben Jahren arbeitet. Doch er verabschiedete sich trotz Fünf-Jahres-Vertrag bereits nach etwa zweieinhalb Jahren. Die hohe Pacht und die Konkurrenz vom Krankenhaus, das ebenfalls Essen anbietet, nennt er als Gründe. Aber auch, dass die Gäste weniger geworden sind: ob von Fußballverein oder Feuerwehr.

Der alten Generation folgte keine jüngere zu Geldmann. „Beerdigungen werden heute im kleinen Kreis gefeiert“, sagt Detlef Hannig. Das Geld, das die Leute ausgeben können, sei weniger geworden. Gewachsen ist dagegen die Zahl seiner Gäste in Burgaltendorf: „Viele kommen jetzt aus Niederwenigern.“

Dort hatte Familie Figge zwar einen Nachfolger für ihr Lokal gefunden, der es im vergangenen September übernahm. Doch der habe Schwierigkeiten wegen der Konzession habt. Schließlich stand für Figges fest, dass sie einen Schluss-Strich ziehen.

Keine leichte Entscheidung. Hätten sie doch zumindest einen Wirt gefunden, der fünf oder zehn Jahre geblieben wäre. Aber in der Ungewissheit weiterzumachen, ob die nächste Miete gezahlt wird, kam nicht mehr infrage. Auch ihr Sohn werde wahrscheinlich in Süddeutschland bleiben. So lautet das Fazit der Familie Figge nach ihrem Einsatz für die Gaststätte in ihrem Dorf: „Wir hatten uns das anders vorgestellt.“