Hattingen.
Zu Geldmanns Geschichte gehört die Nutzung des Saals als Kindergarten. Private Kinderbetreuung wäre heute dort möglich.
Die Gaststätte Geldmann ist heute für 280 000 Euro zu haben. 1890, als Gastwirt und Postagent Heinrich Dornemann dem Holzhändler Wilhelm Geldmann aus Altendorf die Gastwirtschaft verpachtete, betrug der jährliche Pachtzins: 900 Goldmark pro Jahr. Sechs Jahre später kaufte Geldmann das Lokal.
Die Eheleute Wilhelm und Elisabeth Ohm (genannt Geldmann) machten die Gaststätte mitten im Dorf zum Treffpunkt. Sie bekamen drei Kinder, mit deren Hilfe die Mutter das Lokal weiter betrieb, als ihr Mann mit 42 Jahren starb, so steht es in der Chronik zum 100-jährigen Bestehen.
Sohn Paul Geldmann wurde schließlich nicht nur Zechenbeamter, sondern übernahm das Lokal nach dem Tod seiner Mutter weiter. Zunächst kam 1922 der Anbau. Und Gäste vom Turn- und Taubenverein, Billardspieler und Sänger. Paul Geldmann führte die Gaststätte ab 1933 mit großem Engagement. Auch für Soldaten, die aus dem Krieg heimkehrten oder Kriegsgefangene wie Franzosen und Polen, später für DDR-Flüchtlinge.
Paul Geldmann starb mit 90 Jahren, vererbte die Gaststätte seinem Patenkind Anna Wurm und ihrem Mann. Das Ehepaar investierte in die Gaststätte, renovierte und vergrößerte sie. Ganz nach Geldmanns Wunsch, die Gaststätte solle der Familie erhalten bleiben. Das blieb sie: bis 2007, als erst eine Hattinger Unternehmerin und dann Familie Figge sie kaufte.
Der heutige Käufer bekommt ein Haus im sehr guten Zustand, beschreibt Martin Schoettler. Der Vertriebsleiter von IBV Immobilien hat die Vermarktung übernommen. Die Einrichtung sei traditionell und gut bürgerlich. Wer eine Life-Style-Gastronomie plant, wird sie ersetzen müssen. Schoettler hält Geldmann als zweiten Standort einer gut gehenden Gaststätte aus einem anderen Ortsteil für möglich. Wohnraum auch. Oder private Kinderbetreuung. Eine nicht ganz neue Idee für das Lokal. Stellte doch Paul Geldmann 1948 der katholischen Kirchengemeinde den Gaststätten-Saal bis 1953 zur Verfügung: für einen Kindergarten.