Hattingen. .

Wenn Frösche wirklich verwunschene Prinzen wären, würden die Autofahrer sicher nicht so schnell über die Straße rasen. Doch während ihrer Wanderung verenden jedes Jahr zahlreiche Grasfrösche, Erdkröten und Molche, plattgefahren auf dem Asphalt.

Tierfreunde wie Michael Görler vom BUND, dem Bund für Umwelt und Naturschutz bauen deshalb einen 300 Meter langen Zaun am Waldrand am Huxel in Elfringhausen auf. Seit 1985 in jedem Jahr. Nach dem Winterschlaf kommen die kleinen Amphibien nun aus ihren Erdlöchern und machen sich auf dem Weg zum Teich, um dort zu laichen.

Doch Wald und Gewässer trennt die Felderbachstraße, auf der Autos 70 km/h schnell fahren. „Selbst wenn man die Kröten nicht mit dem Reifen erwischt, sondern nur mit der Mitte des Autos über sie hinwegfährt, tötet sie das bei einer Geschwindigkeit über 30 km/h.“ Ihre Bauchhöhle platzt von dem starken Luftdruck.

Ein 300 Meter langer Zaun für die Amphibien

Fünfzig freiwillige Helfer bauen den Zaun, darunter Achtklässler des Ökologiekurses der Gesamtschule Welper. Sie stecken Heringe in den Boden, ziehen ein Band hindurch und befestigen daran mit Wäscheklammern ein Netz. Mit Schüppen buddeln sie in Abständen Löcher in den Boden und stellen 24 Eimer hinein. Wenn die Frösche den Wald verlassen wollen, stoßen sie an den Zaun und hüpfen solange an dem Netz entlang, bis sie in einen Eimer fallen. Dieser wird jeden Morgen oder in der Nacht von den engagierten Naturschützern hinüber zum Wasser gebracht.

Bis zu 6000 Tiere gelangen so zum Tümpel. Diesen haben die Naturschützer selbst angelegt, das Grundstück mit der Feuchtwiese am Huxel ist von ihnen gepachtet. Die Amphibien wandern nachts. Zudem wandern von den Kröten wesentlich mehr Männchen als Weibchen, das Verhältnis beträgt zehn zu eins. „Das liegt daran, dass die Männchen jedes Jahr zum Gewässer kommen, um viele Nachfolger zu erzeugen, die Weibchen in der Regel nur einmal in ihrem Leben“, erklärt Görler. Das älteste Erdkröten-Weibchen, das in dem Gewässer bei einer Forschung gefunden wurde, war 13 Jahre alt, das älteste Männchen elf. Görler: „In der Fingerkuppe sieht man wie bei einem Baum Jahresringe, die das Alter feststellen lassen.“

Nur zwei Prozent der Erdkröten überleben

Die Weibchen verkriechen sich nach dem Laichen wieder im Wald, die Männchen verweilen noch einen Monat am Tümpel, um weitere Eier anderer Weibchen zu befruchten. „Doch von 5000 Erdkröten schaffen es nur etwa zwei Prozent zu geschlechtsreifen Tieren heranzuwachsen“, erklärt Görler den Schülern. Neben den Autos bilden auch Fischreiher eine Gefahr. Die 14-jährigen Schülerinnen Denise und Aliena hören aufmerksam zu. „Wir haben viel gelernt“, sagen sie, „das Buddeln war zwar anstrengend, aber hat uns Spaß gemacht.“ Ihr Lehrer Hartmuth Poth freut sich darüber. Seit zwölf Jahren beteiligt sich die Gesamtschule an der Aktion. „Die Schüler sind motiviert, mögen die praktische Arbeit und werden so an den Naturschutz herangeführt.“

Nach zwei Stunden Mithilfe beim Zaunaufbauen hat auch Randolf (7) eine dreckige Nase und sagt lächelnd: „Mama, ich will jetzt in die Wanne.“