Hattingen.

Training nicht nur in der Tanzschule. „Marie Curie“ macht als Schule in Manieren an Projekttag.

Die Hacken zusammenschlagen muss hier niemand. Auch wenn die Jugendlichen unter ständiger Beobachtung sind beim Benimm-Training, jede Geste und die Mimik der jungen Leute in den vielen Spiegeln für alle sichtbar wird, geht es locker zu. Realschüler aus dem Schulzentrum Holthausen sind nicht bei Aki Brand angetreten, um sich auf dem Tanzparkett zu beweisen.

Wie man dort richtig antanzt: Das Thema wird zwar auch gestreift. Doch geht es hier in einem Rundumschlag um gutes Benehmen allgemein. Nicht nur die 9c der Realschule Marie Curie arbeitet an ihren Manieren. Die ganze Schule achtet gezielt auf ihr Benehmen. „Wie gehen wir besser miteinander um“, steht an dem Projekttag auf dem Stundenplan. In den sozialen Tag sind alle Klassen eingebunden.

Wie verhält man sich einem möglichen Arbeitgeber gegenüber? Seiner politischen Einstellung jedenfalls muss sich kein Jugendlicher anpassen, macht Seminarleiter René Zwikirsch klar. „Lasst euch nicht auf solche Diskussionen ein“, rät er beim Thema Bewerbungsgespräch.

Vieles wissen die Jugendlichen von zu Hause, andere Informationen sind neu. Nicht nur Lukas weiß wahrscheinlich schon, dass man den Chef siezt. Andere würden keinen Anzug fürs Bewerbungsgespräch anziehen, aber auch nicht gehen, wie sie jetzt hier sitzen. Jeans seien ok, aber statt Sweatshirt sei ein Blazer angesagt.

Der Benimmtrainer räumt auch mit manchen Märchen auf: „Dass man alles, was fliegt, mit den Fingern isst.“ Der einzige Vogel, der so verspeist werde, sei die Wachtel. Möglich, dass im Restaurant ältere Damen die Serviette in den Blusenausschnitt stecken. Das macht man heute nicht mehr. Nicht alles, was heute anders läuft als früher, ist schlechtes Benehmen. „Das ändert sich schnell“, weiß Zwikirsch. Emanzipierte Frauen dürfen auch Männern die Tür aufhalten, müssen es aber nicht.

Wer dem Kellner den leer gegessenen Teller nicht reicht, lässt keine Umgangsformen vermissen. Dieser hat seine eigene Stapeltechnik und holt sich das Geschirr, wie er es braucht. Wer aufgegessen hat, sollte sich anschließend nicht über das schlechte Essen beschweren. Gibt es etwas zu reklamieren, dann nach dem ersten Bissen, „nicht wenn der Teller schon leer ist“. Wenn es nicht schmeckt, isst man nicht auf, sagt ein Mädchen ganz richtig. Wer in Gesellschaft einen dringenden Anruf erwartet, darf ans Handy gehen, wenn’s klingelt. Er sollte dann allerdings nicht Lady Gaga, sondern einen dezenten Ton wählen“.

Lehrerin Katharina Simon will es mit ihren Schülern nicht bei der, wenn auch bunten und munteren, Theorie belassen, sondern mit den Tischmanieren praktisch werden. Sie plant ein schönes Essen im Restaurant, damit die Schüler ihr Wissen auch anwenden können.