Hattingen.

Jugendliche leben beim Graffiti-Kurs ihre Persönlichkeit aus. Tipps und Tricks für die Spray-Kunst.

Es sticht in der Nase, obwohl das Fenster weit geöffnet ist. Frische Farbe hinterlässt eben nicht nur optisch Spuren. Es riecht nach Lack. Daher tragen die Mädchen weiße Kittel und eine Atemmaske. Klara (12) drückt auf den Sprühkopf, die „cap“. Lila zischt aus der Dose, auf dem Papier entsteht das Wort „Hey“.

Klara hält inne, wechselt die Dose und schüttelt sie, so dass die Mischkugel klackert. Dann bewegt sie ihren Arm locker übers Blatt und sprüht Rot auf ihre andere Hand. Die steckt in einem Handschuh aus Gummi. Sie nutzt ihre fünf Finger als Schablone. Es ist eine der Techniken, die die Teilnehmer des Graffiti-Kurses im Haus der Jugend lernen.

Lea Brems (21) nimmt kurz ihre Maske ab und erläutert: „In dem Projekt sollen die Jugendlichen sich mit ihrer Persönlichkeit auseinandersetzen.“ Das Mittel dazu ist das Sprayen. „Wir haben uns überlegt, was die Jugendlichen anspricht“, erläutert die angehende Erzieherin. Die eigenen Entwürfe soll die Gruppe am Ende in einer Art Mosaik vereinen. Nicht nur der Einzelne ist wichtig, sondern auch die Gruppe. Geplant haben Lea Brems, Jens Krause (21), Lisa Sparrenberg (21) und Janin Mittelstedt (25). Das Projekt ist Teil ihrer Ausbildung als Erzieher beim Berufskolleg. Dazu haben die Vier ein kleines Heft entworfen – ein Einmaleins des Graffito. Wie ist ein Graffito aufgebaut, wo setzt man seine Sprühdose am besten an? Tipps und Tricks, um Fadings und Fill-Ins zu beherrschen.

Wer nicht gerade die Sprüh-Dose schwenkt, schreibt auf Leinwänden Sinnsprüche oder ein Motto. Die Mädchen probieren Grundlage und Farben aus, alle sprühen das erste Mal. Inzwischen malt Klara Konturen in Weiß, so dass ihr Schriftzug gleich viel grafischer wirkt. Die Erzieher geben immer wieder Tipps, regen an, Ideen umzusetzen. „Wichtig ist, dass es Spaß macht.“ Klara ist zufrieden. Sie habe bis jetzt nur Graffiti gesehen, nun wolle sie es selbst probieren. Schwierig? „Es geht so“, meint sie.

Auch Adri sprüht das erste Mal. Die 13-Jährige findet es „nicht einfach, aber auch nicht schwer.“ Sie hat ein blaues Peace-Symbol auf ihr Papier gesprüht. „Mit der freien Hand ist es schwieriger als mit einer Schablone“, sagt sie. Und: „Es gibt große Düsen, mit denen man von weiter weg breite Flächen malen kann, und mit den feinen Düsen die Linien.“

Noch bedeckt der feine Sprühnebel nur Papier. An der Wand lehnt eine alte Motorhaube. Auch die soll den Mädchen als Leinwand dienen. Denn nicht nur Farben und Techniken bestimmen das Kunstwerk, sondern auch der Untergrund. So zeigen die kunstvoll besprühten Wände im Haus der Jugend, was mit Graffiti möglich ist.