Hattingen.

Sebastian Unteregge liest den Senioren in St. Mauritius vor oder kegelt mit ihnen auf der Videospiel-Konsole.

„Du gehst als bester Vorleser in die Geschichte ein“, ruft eine Seniorin. Gemeint ist der 20-jährige Sebastian Unteregge. Inmitten von zehn älteren Damen und Herren sitzend, ist sein Blick auf die aufgeschlagene Zeitung auf seinen Knien gerichtet. In der morgendlichen Zeitungsrunde liest er den Bewohnern des Seniorenzentrums St. Mauritius in Niederwenigern Berichte und Meldungen vor.

Seit dem 1. September 2010 ist der junge Mann in der Einrichtung tätig und wird noch bis Ende Februar 2011 dort seinen Zivildienst leisten.

Kurze Artikel und spektakuläre Fälle hören die Bewohner des Seniorenzentrums am liebsten. „Aufs Wetter am Schluss freuen sie sich immer besonders“, weiß der Wennische an. Nach einer halben Stunde beendet er die Runde. Geduldig hilft Sebastian Unteregge den Senioren beim Aufstehen, holt Rollatoren an die Plätze, führt zwei der Damen noch zum Fahrstuhl.

Zu seinen weiteren Aufgaben gehört auch die Betreuung von täglichen Gruppenangeboten. So beispielsweise das Kino: Märchen- oder Liebesfilme aus vergangenen Zeiten würden die Bewohner gerne sehen und außerdem auch alle Filme von Rosamunde Pilcher. Das der Zivildienstleistende selbst wohl einen anderen Filmgeschmack hat, lässt sein verschmitztes Lächeln beim Aufzählen der Film-Favoriten vermuten.

„Richtig viel Spaß“ hätten die Bewohner an der wöchentlichen Wii-Spielgruppe. Bei der an den Fernseher gebundenen Videospiel-Konsole sind Bowling und Kegeln der Renner. „Es ist immer schön zu sehen, dass die Leute sich noch so freuen können“, beschreibt der 20-Jährige. Manche entwickelten auch einen richtigen Ehrgeiz beim Spielen.

Bei seiner betreuenden Tätigkeit geht er viele der Bewohner einfach mal besuchen. Dabei hört er nach, wie es ihnen geht und was sie zu erzählen haben. „Manche sind sehr offen, vor allem die, die ich täglich sehe“, erzählt der Zivi. Die meisten von ihnen berichten dann von früher, viele vom Krieg.

„Die jungen Männer sind für manche wie Enkel und deswegen sehr beliebt“, beobachtet Bärbel Leise vom Sozialen Dienst Seniorenzentrum. Deswegen sei der baldige Wegfall der Zivis auch sehr schmerzhaft.

Sebastian Unteregge bedauert es nicht, Zivildienst leisten zu müssen. Zwar kann er erst später mit dem Studium beginnen, aber er hat „viele positive Erfahrungen gemacht“, die ihm sonst nicht möglich gewesen wären. Im Sommer möchte er ein Management-Studium an der Ruhr-Universität Bochum beginnen.

Solange der Wehrdienst ausgesetzt ist, wird Sebastian Unteregge der vorerst letzte Zivildienstleistende im Seniorenzentrum St. Mauritius gewesen sein.