Hattingen.
Semi Hassine beobachtet die Lage in Tunesien – seine Familie lebt dort. Der Koch fragt sich, was nach dem Sturz des Staatspräsidents passiert.
„Es war chaotisch und gefährlich“, beschreibt Semi Hassine (33) seinen Eindruck von der Lage in Tunesien. Seine Familie lebt dort, die Großeltern und auch ein Cousin. „Wir telefonieren oft“, erläutert der Koch und Inhaber des Restaurants Court One. „Mein Vater ist dort geboren und wollte hinfliegen, aber das haben wir erstmal abgeblasen.“ Hassine verfolgt die Entwicklung rund um den Sturz von Staatschef Zine el-Abidine Ben Ali. Denn die Lage ist weiter angespannt, es herrscht Ausnahmezustand. Die Staatskrise in Tunesien beeinflusst nordafrikanische Länder: Ägyptens Volk protestiert gegen Präsident Mubarak, auch im Jemen, in Algerien und Jordanien reagieren die Menschen mit Demonstrationen auf die Ereignisse in Tunesien.
Seinen Eindruck von der Situation beschreibt Hassine so: „Ich wusste schon, das da etwas im Argen liegt. Korruption und Zensur zum Beispiel.“ Das habe er selbst erlebt bei Besuchen im Land und Urlauben. „Einfach frei Schnauze reden, das ging nicht.“ Doch die Entwicklung hat ihn überrascht. „Dass es so massiv ist, habe ich nicht erwartet.“ Die Richtung sei aber die richtige, meint er.
Die entscheidende Frage sei: „Was kommt danach?“ Damit lenkt Hassine den Blick auf die Nachfolge-Regierung. „Alte Minister sollen weitermachen.“ Interessant ist auch das Bild von Tunesien in der Öffentlichkeit und wie es sich verändert. Als Urlaubsziel kennen viele Menschen das Land. Es habe nach außen hin stabil gewirkt, auch im Zusammenhang mit europäischen Handelspartnern. Wodurch vielleicht Probleme im Land nicht so beachtet worden seien. Tunesien habe für viele als ruhigeres Land gewirkt. Hassine: „Das ist aber anscheinend nicht so und die inneren Konflikte überraschen jetzt.“