Hattingen.
Der ehemalige Bürgermeisterkandidat und Fraktionschef der Linken zieht nach Essen. Laurin Bongartz führt nun die Fraktion.
Es war ruhig geworden um die Linken im Rat der Stadt. Aus den Etatberatungen im Herbst 2010 hatte sich die Zwei-Mann-Fraktion komplett ausgeklinkt. Zur Verabschiedung des Haushalts hielt Laurin Bongartz eine Etatrede. Das war’s dann aber auch. Für Bernd Zielmann, den ehemaligen Bürgermeisterkandidaten und Fraktionschef der Hattinger Linkspartei, war es das jetzt ganz: Der 56-Jährige zieht nach Essen – aus gesundheitlichen und privaten Gründen.
Bei einem Gespräch im Rathaus hat Bernd Zielmann Bürgermeisterin Dagmar Goch erklärt, dass er sein Ratsmandat zum 1. Februar abgibt. Der Hattinger Zeitung nannte der parteilose Politiker medizinische und familiäre Gründe für den Verzicht. Zielmann leidet seit Monaten an einer schweren Augenkrankheit, die in Essen behandelt wird. Zudem lebt der verheiratete Familienvater (zwei Kinder) in Scheidung. „Ich bin schon froh, wenn ich mich bald wieder halbwegs selbstständig bewegen und beruflich noch etwas machen kann“, sagt der Publizist und Historiker. „An andere Aktivitäten wie zum Beispiel politische ist zurzeit überhaupt nicht zu denken.“
Im November bereits hat Laurin Bongartz den Posten des Fraktionschefs der Linken im Stadtparlament übernommen. Offiziell, aber stillschweigend. Zielmanns Krankheit mag ein Grund dafür gewesen sein, die nicht immer reibungslose Zusammenarbeit des 19-jährigen Schülers Bongartz mit dem 56-jährigen bekennenden Katholiken, Sozialisten und Antifaschisten Zielmann ein anderer.
Natürlich hat sie es auch schwer, die Zwei-Mann-Fraktion der Linken, die mit 1226 Stimmen (4,95 Prozent) aus der Kommunalwahl 2009 herauskam und in den Rat einzog. Der Polit-Betrieb in Rat und Ausschüssen – kaum zu bewältigen. Die Personaldecke der Linkspartei in Hattingen – dünn und zerstritten. Bernd Zielmann selbst – im Rathaus höflich, eher zurückhaltend; draußen oft polternd und polemisch. „Kleingeister im Rat“ ortete er beim Thema Altstadtfest. Als „von der Leine gelassenen Jungmob“ be- schimpfte er Junge Union und Junge Liberale, die Sahra Wagenknecht in Hattingen nicht sehen wollten. CDU und FDP warf er „übelsten Rassismus“ vor und „Beifall zu den Morden an Kindern und Frauen in Afghanistan“.
Am 2. Februar endet die parlamentarische Winterpause. Ob die Linken im Stadtrat dann bereits wieder komplett sind, steht noch nicht fest. „Es laufen zurzeit noch Gespräche mit möglichen Nachrückern“, so Fraktionschef Laurin Bongartz, der auch den Ortsverband Hattingen/Sprockhövel der Linkspartei mit führt. Konkret geht es um Friedhelm Knippel (Listenplatz 3) und Andreas Schäfer (4). Beide hatten 2009 – wie Bernd Zielmann – als Parteilose kandidiert: der Elektromaschinenbauer Knippel, Jahrgang 1953, in Mitte, der Lokführer Schäfer, Jahrgang 1963, in Welper.