Hattingen.

Kommissariat Vorbeugung der Kreispolizei weiß, dass die Gutgläubigkeit der Menschen schamlos ausgenutzt wird.

„Ein Fremder steht an der Tür und bittet um eine Gefälligkeit – während sie das Glas Wasser holen oder Papier und Bleistift herbeibringen, räumt der Betrüger die Wohnung aus.“ So schildert der Opferschutzbeauftragte Dieter Bahs vom Kommissariat Vorbeugung der Kreispolizei ein typisches ­Verbrechen.

Vor Trickbetrug und Diebstahl ist keiner sicher. Dabei sind Jüngere genauso betroffen wie Senioren. Je nach Zielgruppe der Täter werden jedoch verschiedene Methoden angewandt. Während Jugendliche per Internet und TV-Werbung getäuscht werden, geschieht das bei älteren Menschen vermehrt in den eigenen vier Wänden.

„Haustürgeschäfte, Telefon-Gewinnmitteilungen, Kaffeefahrten und der Enkeltrick sind die häufigsten Fälle von Betrug“, sagt Dieter Bahs .

„Senioren sind eine Zielgruppe für Trickbetrüger, da sie teilweise über beträchtliche finanzielle Mittel im Haus verfügen, ihren Mitmenschen mit Höflichkeit und Vertrauen begegnen und tagsüber oft allein zu Hause sind.“ Dazu kommt, dass viele aus Scham keine Anzeige ­erstatten.

„Trickbetrug ist eine lange im Voraus geplante Straftat. Der Täter will gezielt einen Vorteil durch Vortäuschung falscher Tatsachen erreichen“, erklärt Reinhard Masuch vom Kommissariat Vorbeugung. Die Grenzen von Betrug und Diebstahl gehen häufig ineinander über: „Bei Haustürgeschäften sorgt einer für die Ablenkung, während der Komplize die Wertgegenstände stiehlt“, warnt Masuch, „die Gutgläubigkeit der Menschen wird schamlos ausgenutzt.“

Neben dem finanziellen Schaden leidet in solchen Fällen oft die Psyche der Opfer. Durch das Eindringen in die Privatsphäre kann es zum permanenten Unwohlsein im eigenen Zuhause kommen, was im schlimmsten Fall sogar zum Auszug führt.

Grundsätzlich gelte bei Geschäften und Täuschungsversuchen an der Haustür, keinen hereinzulassen, nichts zu kaufen oder zu unterschreiben. Geht es um Telefonanrufe, dürfen auf keinen Fall Kontodaten herausgegeben werden. Generell ist zu einer regelmäßigen Kontrolle der Kontoauszüge zu raten. Auch mit der Angabe vom Geburtsdatum ist vorsichtig umzugehen, denn zusammen mit dem Namen schafft es den Betrügern Zugang zu weiteren Daten.

Wichtig ist, dass die Problematik nicht tabuisiert bleibt. „Zur Vorbeugung von Betrugsfällen trägt nicht nur die Polizei, sondern auch der Familienkreis und die Nachbarschaft bei“, erklärt Reinhard Masuch, „aufmerksame Nachbarn, die etwa ein auffälliges Fahrzeug gesehen haben, sollten sich mit Beobachtungen auch ohne konkreten Verdacht bei der Polizei melden“.

Der Polizist ergänzt: „Doch selbst, wenn es schon passiert ist, darf es keine Hemmungen geben, sich an Nachbarn oder Verwandte zu wenden“. Die Schuld darf nicht am Opfer hängen bleiben. „Die Schuld gehört eindeutig zum Täter.“

Um Diebstahl außerhalb des Hauses zu vermeiden, zählt Aufmerksamkeit im Alltag zum obersten Gebot. Das eigene Wohlergehen sollte nicht riskiert werden: „Wenn die Handtasche weggerissen wird, muss man loslassen. Alles ist zu ersetzen – außer der Gesundheit“, betont Bahs.

Weitere Hilfe findet man bei der Polizei selbst. Beim Kommissariat Vorbeugung gibt es reichlich Informationsmaterial zum Thema. Auf Anfrage werden Vorträge für Vereine und Verbände speziell für Senioren gehalten.

„Wenn Sie gut informiert sind und die genannten Grundregeln beachten, dann kann Ihnen kein Betrüger was anhaben“, bekräftigt Masuch.

Hier wird Opfern geholfen

Weitere Informationen gibt es beim Kommissariat Vorbeugung der Kreispolizeibehörde in Schwelm, Wilhelmstraße 43, 02336/9166-9310 sowie im Internet unter www.polizei-beratung.de oder auf den Seiten www.polizei.nrw.de/ennepe-ruhr-kreis. Um Opfer von Verbrechen kümmert sich der „Weiße Ring“ (Hilfe für Opfer von Straftaten), der unter der Rufnummer 02333/ 60 90 60 erreichbar ist. Sperr-Notrufnummer für EC- und Kreditkarten: 116 116.