Hattingen.

Das Verfahren zur Ansiedlung eines Lebensmittelmarktes in Winz-Baak ist formal beendet. Kommen wird er wohl doch.

Stell’ Dir vor, die Pläne für den neuen Lebensmittelmarkt in Winz-Baak werden politisch beerdigt – und keiner merkt’s. So geschehen am 16. Dezember 2010 im Rat der Stadt. Dort hatte die Diskussion über den Helenenweg als Standort für eine Rewe- oder Edeka-Filiale noch einmal für Zündstoff gesorgt. Bis auf die Grünen sind alle politischen Parteien für eine Ansiedlung. Gestritten wird allerdings über die Frage, wer das Rennen machen soll: Projektentwickler Udo Dzykonski mit Edeka oder Investor Rudolf Krähling mit Rewe?

Wir erinnern uns: Die CDU hat sich auf der Edeka-Seite positioniert. Bei den Rewe-Plänen sei die Erschließung unzumutbar, der Bau einer Fußgängerbrücke preislich nicht berücksichtigt, die Zahl der Parkplätze ebenso verbesserungswürdig wie die kaufmännischen Angebote in der Vorkassenzone. Und: Nur ein großer Edeka könne die kleine Filiale an der Mozartstraße im Bestand sichern.

Edeka schlucke Edeka, sagt dagegen die SPD. Nur ein großer Rewe biete dem kleinen Laden eine Überlebenschance. Und: Betreiber Uhl habe am Ort bereits zwei Filialen und werde einer Fußgängerbrücke sicher zustimmen.

Entweder – oder. Das war auch das Ergebnis der zweigeteilten Kampfabstimmung. Keine Mehrheit für Rewe, den von der SPD gestützten Vorschlag der Verwaltungsspitze. Ebenfalls keine Mehrheit für die CDU mit Edeka. Folgerichtig wurde im nichtöffentlichen Teil der Sitzung das Grundstück nicht verkauft. Was die Politiker allerdings ganz offensichtlich nicht sofort wahrnahmen: Mit dieser Beschlusslage ist das Thema nicht vertagt, sondern formal vom Tisch.

„Das Verfahren ist beendet, das Bemühen um eine Entwicklung zunächst abgeschlossen“, bestätigt Gerhard Rohde auf Nachfrage der Hattinger Zeitung. Wobei der Chef der Bauverwaltung das Wort „zunächst“ betont. Weil es eine breite politische Mehrheit für die Neuansiedlung eines Lebensmittelmarktes in Winz-Baak gibt, arbeitet die Stadtverwaltung an einer neuen Vorlage. „Darin können wir einen konkreten Zielkatalog formulieren für alle Investoren, die noch im Rennen sind“, sagt Rohde. Dann seien die Angebote vergleichbar. Was im ersten Anlauf nicht möglich gewesen sei, weil es keinen Wettbewerb gab, sondern freie Offerten der Anbieter. In der nächsten Woche schon wollen sich die Parteien in einer interfraktionellen Runde mit dem Thema befassen.

Auch die Bürgerinitiative am Helenenweg hat das zwischenzeitliche Aus für die Baupläne so nicht wahrgenommen. „Es wäre wohl auch kein Grund zum Feiern gewesen“, sagt Dirk Kwiatkowski. Der Sprecher des „I-Teams Helenenweg“, das sich seit einem Jahr ebenso energisch wie professionell gegen das Vorhaben wehrt, sieht die Zukunft der Grünanlage im Dreieck Denkmal-/Wuppertaler Straße und Helenenweg inklusive der Pachtgärten einiger Anwohner so: „Irgendwann kommen die Bagger.“

Bis dahin aber will man weiterkämpfen. Und bleibt dabei: Der Kaufpreis fürs Grundstück an die Stadt (rund eine Million Euro) sei „Kopfgeld“, die Vergabe an Rewe-Händler Uhl ein „Deal“, weil Kaufland in der City Kundschaft abziehe, der Bau „ökologisch eine Katastrophe“.