Hattingen. .

Viele Besucher bei der Eröffnung der Ausstellung im Stadtmuseum.

Das älteste Mordopfer der Welt steht im Stadtmuseum – und es ist gerade dabei, sich mit einem Beil einen Bogen anzufertigen. Die Rede ist von Ötzi. Zahlreiche Besucher sehen sich den lebensecht nachgebauten Steinzeitmenschen bei der Ausstellungseröffnung im Stadtmuseum an.

Auf einer Zeitleiste stehen wichtige Daten zur Entwicklung der Menschheitsgeschichte. Nach dieser groben Übersicht geht es weiter zu einer Fotowand. Mit einer 3D-Brille tauchen Füße, Hände und Kopf der Ötzi-Mumie vor den Augen auf. Eine Infotafel erklärt die Bergung des Steinzeitmenschen: von der Entdeckung des Bergsteigerehepaars Simon im Schmelzwassersee im Jahre 1991 bis zum Transport in die Kühlkammer des gerichtsmedizinischen Instituts Innsbruck.

Nebenan steht geschrieben: „Der Mann aus dem Gletscher wurde absichtlich getötet.“ Von der Pathologie der Mumie sind Röntgenbilder der Hüfte und der Rippen abgebildet. Im hinteren Brustkorbbereich wurde eine Pfeilspitze entdeckt. Bärbel Auffermann ist die stellvertretende Direktorin der Stiftung Neanderthal Museum und weiß: „Auf seinem Weg vom Etschtal in Südtirol nach Norden zum Ötztal geriet der Mann im Frühsommer am Niederjoch in einen Kampf. Ötzis Mantel steht als Tracht für die Zugehörigkeit zu einer Gruppe oder Sippe.“ Vielleicht wurde er von Menschen eines anderen Clans gejagt.


„Es ist faszinierend, was man heute mit der modernen Wissenschaft alles herausfinden kann“, findet Besucherin Henrike Becker, „die Ausstellung ist wirklich interessant. Toll, dass auch Kinder etwas ausprobieren können.“

So mahlt Laurin (9) mit einem großen Stein Getreidekörner auf einer Steinplatte zu Mehl. „Ganz schön anstrengend“, sagt er, aber lächelt. Früher gab es eben noch keine Maschinen. Wie er den Ötzi findet? „Er sieht freundlich aus und ist ziemlich klein. Aber das Skelett ist ekelig.“

Bei der Rekonstruktion der Ötzi-Figur wurde der Kopf nach einer Computertomographie von Innsbrucker Radiologen angefertigt. Besucher sehen sich die Fotos vom Bau der Ötzi-Puppe an. In der Mitte der Ausstellung steht natürlich der nachgebaute Ötzi selbst. Mit Rucksack aus Ziegenfell und Grasmantel, der ihn vor Regen schützte. Wie geschickt und handwerklich er war, zeigen Nachbildungen der Jagdwaffen, die Ötzi bei seinem Fund bei sich trug, und verwendetes Baumaterial. Birkenrinde diente als Gefäß, aus Eschenholz bestand der Dolchgriff. Mit Süßgras polsterte Ötzi seine Schuhe aus.

Dieter Liebig – der Vorsitzender vom Förderverein des Stadtmuseums – freut sich besonders über den Bezug zur Stadt: „In der Ausstellung sind auch Fundstücke aus Hattingen zu sehen, die den Besuchern gleichzeitig die Hattinger Geschichte näher bringen.“ Ein Steinbeil zum Beispiel, entdeckt 1938 in Elfringhausen, oder ein Fußknochen eines Riesenhirsches, gefunden im Jahre 1961 nahe der Isenbergstraße. So vermittelt die Ötzi-Ausstellung Interesse an dem Leben unserer Vorfahren im heutigen Hattingen.

Bis zum 13. März ist Ötzi – der Jahrhundertfund – im Stadtmuseum zu sehen.