Hattingen.

Das Stadtbild ändert sich: Ein-Euro-Shops verschwinden, Ketten breiten sich aus -- und die Händler arrangieren sich damit.

Wenn Einkaufsstraßen und Kundenströme sich decken und Menschen die Wege und Plätze der Innenstadt füllen, dann stimmt aus Sicht der Händler die Frequenz. Denn wer erst einmal flaniert, der schaut auch interessiert: als potenzieller Kunde. Was die Händler freut. Und: Hattingen hat Händler – das ist ein markiger Werbespruch, aber eben auch die Realität auf der Einkaufsmeile.

Mit Blick in die Schaufenster offenbart sich, dass die Zeit der Ein-Euro-Shops vorbei ist. Einer befindet sich noch an der oberen Heggerstraße. Das Verhältnis ändert sich weiter: weg von billig, hin zu Filialisten und Einzelhändlern.

„Die Anzahl der Ein-Euro-Shops ist auf in vertretbares Niveau gesunken“, sagt Peter Blome, Vorsitzender des Einzelhandelverbandes. Er ist nicht grundsätzlich gegen Billigst-Angebote, „nur bitte nicht in bester Lage.“

Auch ein anderer Aspekt entwickelt sich positiv: Weniger als zehn Ladenlokale stehen zurzeit leer – in der gesamten Innenstadt. „Wir haben weniger Leerstände als vor einem Jahr“, freut sich Blome. Und er ist sicher, dass sich auch für die Standorte noch etwas finden wird. Blome nennt das St. Georgs-Viertel als Beispiel. „Da ist richtig etwas in Bewegung, das Quartier ist wieder interessant.“ Und zieht durch neu angesiedelte Geschäfte wieder weitere an. Vier Leerstände gibt es noch am Steinhagen und im St. Georgs-Viertel zusammen.

Dort sind die Einzelhändler stark vertreten, ähnlich wie an der Großen Weilstraße, die Markus Seyock einen Magneten für Kunden nennt, die Fachhändler suchen. „Der Branchenmix stimmt hier“, sagt der Chef von Elektro Seyock. Filialisten mischen sich dazwischen, wobei Peter Blome die Entwicklung begrüßt: „Man braucht die gefragten Marken um sich herum, auch als Einzelkämpfer.“

Die Filialisten überwiegen zwischen Obermarkt, Augustastraße und Roonstraße, von da an nehmen wieder die Einzelhändler zu. Insgesamt übertrifft die Zahl der Einzelhändler die der Filialisten. „Das Verhältnis Einzelhändler und Filialisten ist okay in Hattingen“, sagt Blome dazu. Nun erwartet er von Kauflands Präsenz eine höhere Frequenz an Kunden in der Stadt. Denn was bringe es, wenn die Schaufenster hübsch dekoriert sind, aber keine Kunden in der Stadt?

Markus Seyock arbeitet als Einzelhändler in unmittelbarer Nähe zum Reschop Carré. Dort hat sich bekanntlich auch ein Elektro-Großmarkt angesiedelt. „Für uns ist das okay. Wir haben durch Saturn keine Umsatzeinbußen“, sagt Seyock. Das sei für ihn aber auch nicht überraschend, es gebe viele ähnliche Beispiele für eine Situation, in der der Fachhandel, der sich an Service und Beratung orientiere, Tür an Tür mit einem Branchenriesen überlebe. Mehr noch: „Die Nähe ist sogar ein Vorteil“, sagt Seyock. Auf diese Weise könnten die Kunden vergleichen. Und er ist ganz sicher: „Ohne das Carré wäre es eine Katastrophe gewesen nach dem Ende von Hertie.“ Das sieht auch Blome so. „Wir können froh und dankbar sein, dass das Reschop Carré gekommen ist.“

Und noch einmal zurück zur ehemaligen Hertie-Immobilie: Nicht nur wegen des Angebots begrüßt Peter Blome Kaufland, sondern gerade auch als Ankermieter in zentraler Lage: „Je eher Kaufland kommt, um so besser.“