Hattingen.

Was bringt das neue Jahr 2011? Redakteur Klaus Bröking sprach mit Landrat Arnim Brux – im zweiten Teil unseres großen Interviews geht es heute um Schulpolitik und Bildung, Ausbildung und Arbeitslosigkeit.

Bei leeren Kassen besteht die Gefahr, dass die Politik nicht mehr gestalten, sondern nur noch verwalten kann.

Die Gefahr ist groß. In der Politik geht es aber nicht nur um Geld, sondern auch um Ideen.

Und die Ideen, so könnte man den Eindruck haben, kommen immer mehr aus der Verwaltung und nicht von den Parteien. Nehmen wir die Ausbildungsmesse oder das geplante Biokraftwerk.

So würde ich das nicht sehen. Ein gute Verwaltung sollte sicherlich auch gute Ideen haben. Ob die Anregung dazu nun aus der Politik kam oder von eigenen Experten, das ist später schwer festzustellen. Mir ist das aber auch egal, Hauptsache, die Ideen sind da und werden verwirklicht.

Wie die einer Ausbildungsmesse mit 9000 Besuchern, für die der Kreis beneidet wird.

Ja, und wir können stolz darauf sein, was wir im Bereich Übergang von Schule zum Beruf erreicht haben, aber das reicht einfach noch nicht. Eine bedeutende Zahl von Jugendlichen im Kreis verlässt die Schule immer noch ohne jeden Abschluss. Wir können diesen jungen Menschen nicht einfach sagen, dass sie in unserer Gesellschaft nicht gebraucht werden. Wir brauchen jeden Menschen, wenn wir an den dramatischen Bevölkerungsrückgang denken. Deshalb haben wir auch ein Bildungsnetzwerk gegründet und werden am 16. Februar eine Bildungskonferenz mit allen Beteiligten durchführen.

Die Schulen werden immer leerer. Ihre Kreisdirektorin hat vor ganzen Stadtvierteln ohne Kindern gewarnt.

Da sind wir bei den Schulentwicklungsplänen, die über die Grenzen der einzelnen Städte hinaus gehen müssen. Natürlich ist die Schulpolitik die ureigenste Sache der einzelnen Städte, aber ich halte es für sinnvoll, wenn wir als Kreis dabei moderieren können.

Bildung ist für Sie eine wichtige Frage?

Das kann ich nur unterstreichen. Mich bedrückt es, wenn ich im Armutsbericht, den wir im vergangenen Jahr vorgelegt haben, lese, dass auch Kinderarmut bei uns vor der Haustür kein Fremdwort ist. Damit haben wir eine große Verantwortung für diese Mädchen und Jungen. Bildung ist auch die beste Vorbeugung gegen die Armut.

Verantwortung hat der Ennepe-Ruhr-Kreis auch für die Langzeitarbeitslosen, die von den Jobcentern betreut werden.

Richtig, mehr als je zuvor. Wir haben mit der Betreuung aus einer Hand ja eigentlich an einem befristeten Versuch teilgenommen.

Wir waren ja bisher eine sogenannte Optionskommune. Nun wird daraus etwas Dauerhaftes. Die einzelnen Beratungsstellen werden zukünftig keine städtische Angelegenheit mehr sein, sondern sollen unter das Dach einer Anstalt des öffentlichen Rechts kommen.

Das gibt die Möglichkeit einer strafferen Führung und damit einer besseren Serviceleistung für die Langzeitarbeitslosen. Aber die Neuorganisation wird noch eine der großen Herausforderungen des neuen Jahres.

Auch bei der Polizei muss umgebaut werden. Das Land NRW verlangt eine einheitliche Struktur, zum Beispiel einen eigenen Bereich Verkehr.

Wir haben im Ennepe-Ruhr-Kreis im Landesvergleich seit Jahren ausgesprochen positive Zahlen bei der Verkehrsunfall- und Verbrechensbekämpfung. Ich habe deshalb nie Handlungsbedarf für eine Umorganisation meiner Behörde gesehen.

Allerdings kann ich verstehen, dass der Innenminister einheitliche Strukturen verlangt, damit die einzelnen Behörden problemlos zusammenarbeiten können. Wir haben bereits eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die ihre Ergebnisse Ende des Monats vorlegen wird. Ich bin der Überzeugung, dass die Bürger keine Nachteile dadurch haben werden. Aber auch dies ist eine der großen Aufgaben im Jahr 2011.

Wie die anscheinend unerwartete Aufgabe, den Schnee von den Straßen zu räumen.

Dieser Winter ist dramatisch für die Kommunen. Er wird die öffentliche Kassenlage zusätzlich erheblich belasten. Denken sie nur an die vielen Straßenschäden und die Kosten für die Räumdienste.

Die sich herbe Kritik gefallen lassen müssen.

Da sind wir wieder beim Sparen. Man kann doch nicht immer Verschlanken des Öffentlichen Dienstes fordern. Irgendwann spürt der Bürger das. Zum Beispiel, wenn der Schnee auf den Straßen liegen bleibt, wie in den vergangenen Tagen. Aber denken Sie einmal weiter.

In die Zukunft?

Sollten sich tiefgreifende Veränderung beim Klima einstellen, dann gilt es die vorhandenen Konzepte zu überprüfen, ob wir hinsichtlich Personal und Technik ausreichend aufgestellt sind.