Hattingen.

Familie Lohmann aus Bredenscheid musste auch an Weihnachten morgens früh aus dem Bett – schließlich will der Hof versorgt sein.

Weihnachten – da geht man es gemütlich an. Schließlich ist es ein besinnliches Fest. Gemütlich ausschlafen und dann erst einmal in aller Ruhe frühstücken? Wilfried Lohmann schaut verständnislos, kratzt sich am Kopf – an solch exotische Ideen verschwendet der Landwirt keine Zeit.

„Wir stehen jeden Morgen um halb sechs auf“, sagt er. 28 Kühe wollen gemolken werden, und Futter wollen sie auch, genau wie die 22 Rinder, 100 Hühner und vier Schweine. Und weil sie alle Gewohnheitstiere sind, wollen sie eben früh morgens fressen, Weihnachten hin oder her. Und abends? Da heißt es auch: Raus zum Stalldienst, füttern, melken. Erst kommen die Tiere, dann die Familienfeierlichkeiten. „Heiligabend ist, wenn wir fertig sind im Stall“, sagt Ursula Lohmann. Dass sie einmal nicht an Weihnachten arbeiten musste – „das war mal als Kind“. Und selbst da kam das Christkind erst, wenn Ochs und Esel versorgt waren. „Und wenn dann noch eine Kuh kalbte, dann musste die Bescherung eben warten“, erinnert sie sich. Vieh geht vor.

Weihnachtliche Familientraditionen – „haben wir nicht“, sagt Bauer Lohmann trocken. Verwandtenbesuche beschränken sich auf den engsten Familienkreis. „Die Jüngste geht freiwillig früh mit in den Stall, die ist froh, wenn sie bei ihren Kühen ist.“ Die 27-Jährige lebt auf dem elterlichen Hof und absolviert eine nebenberufliche Ausbildung zur Landwirtin.

Traurig scheinen die Lohmanns nicht zu sein, dass sie Weihnachten in ihren Alltag einbauen müssen. „Wenn man so vollgefressen ist, dann geht man doch gerne in den Stall“, sagt Ursula Lohmann und lacht. Figurprobleme wegen festlicher Völlerei muss auf dem Hof an der Bredenscheider Straße niemand fürchten.

Gefeiert haben sie natürlich trotzdem. Mit der ganzen Familie. Schließlich führt auf dem Hof auch kein Weg an Weihnachten vorbei. Tannenbäume haben die Lohmanns vor dem Fest verkauft, und mancher Festtagsbraten auf Hattinger Tischen stammt von ihrem Hof. Rindfleisch, Schwein und Hähnchen gibt es dort im Laden.

Und auch dem Vieh hat es Ursula Lohmann ein bisschen festlich gemacht, hat den Kuhstall mit ein wenig Tannengrün dekoriert. Ob’s wirkt? „Kühe sind ja immer besinnlich", sagt die Landwirtin lachend. Stimmt. Wenn man die Wiederkäuer beobachtet, wirken sie durchaus – nun, andächtig. Und es stört sie kein bisschen, wenn es an Weihnachten Rüben, Silo und Getreide gibt. Wie jeden Tag im Winter.

Vielleicht mit noch mehr Liebe als sonst. Und die schmeckt man ja bekanntlich.