Hattingen.

Realschule Grünstraße sucht ältere Menschen, die ihr Wissen im Benimm-Seminar weitergeben.

Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance, heißt es. Stimmt nicht. Ein Benimm-Seminar soll dafür sorgen, dass Realschüler von der Grünstraße kritischen Blicken standhalten und beim Übergang in den Beruf keine Chancen vergeigen.

Der Tisch ist ja schön gedeckt. Doch der eine hat die Kappe auf dem Kopf und denkt nicht dran, sie zum Essen abzunehmen. Und der andere lümmelt am Esstisch und stützt den Ellbogen auf. So nicht, sagt sich die Realschule. Und bittet ihre Jugend zum Benimmtraining mit älteren Herrschaften.

Die da so unzivilisiert auf dem Foto herumsitzen, schauspielern nur. Es sind nicht diejenigen, die das Training am nötigsten hätten. Sie setzen vielmehr nur bildlich um, was aber im schulischen Alltag durchaus zu beobachten ist. Dass nämlich manche die guten Manieren schleifen lassen. Schulleiter Manfred Wussow wünscht sich beispielsweise, dass Schüler „nicht grußlos an den Erwachsenen vorbeilaufen“. Er erwartet keine Schüler, die strammstehen, fände aber eine Begrüßung von Angesicht zu Angesicht sehr nett in der Schule.

Beim Mittagessen geht schon mal die Etikette flöten. Und im Unterricht müssen Schüler manchmal darauf hingewiesen werden, dass die Kappe nicht auf den Kopf, sondern an den Kleiderhaken gehört. Lehrerin Monika Suralski kümmert sich um das Projekt, das auch noch auf Hilfe von außen angewiesen ist.

Ursprünglich dachte Realschulleiter Wussow an eine Zusammenarbeit mit alten Menschen im Seniorenheim. Da viele Menschen dort aber nicht mehr fit genug sind, möchte er mit Senioren in der Südstadt zusammenarbeiten. Wer sich angesprochen fühlt und noch keine Einladung bekommen hat, kann am Samstag beim Tag der offenen Tür zwanglos vorbeischauen.

Auch Menschen, die den Schülerinnen und Schülern beim Übergang in den Beruf helfen können, sind höchst willkommen. Können sie doch ihre Erfahrungen aus dem Berufsleben weitergeben und den Jugendlichen helfen, nach der Schule beruflich Fuß zu fassen.

Im Benimm-Kurs sollen nicht nur Ältere ihr Wissen an junge Leute weitergeben. Sie können im Gegenzug auch von ihnen lernen. Das Projekt soll nachhaltig sein und die Schule mit den Bewohnern der Südstadt vernetzen. Da keine Einbahnstraße geplant ist, würden Schüler im Gegenzug gern Handywissen weitergeben und Senioren, wenn gewünscht, helfen, SMS zu schreiben oder die Vielfalt des Internets für sich zu nutzen.

Erste Kontakte sollen nächsten Samstag beim Tag der offenen Tür geknüpft werden. Dann können Besucher die Schule kennenlernen, Jüngere und Ältere sich zwanglos gegenseitig beschnuppern. Die Bedeutung des ersten Eindrucks wird dann später im Seminar vertieft.